Die Dunkelheit ist nicht das Ende, sie ist erst der Anfang.Als Kronprinz Jorg mit ansehen muss, wie seine Mutter und sein Bruder ermordet werden, bricht für ihn eine Welt zusammen. Sein Vater, der König, unternimmt jedoch nichts, und so schwört Jorg Rache und schart eine Horde Gesetzloser um sich. Mordend und brandschatzend ziehen sie durch das Land und sind weithin gefürchtet. Doch Jorgs Rachefeldzug hat gerade erst begonnen - denn ein finsteres Schicksal voller Blut und Magie erwartet ihn...
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(Quelle: Amazon.de) |
Kritik:
Bei
diesem Roman von Mark Lawrence handelt es sich um sein Debut - was ja
nicht zwangsläufig etwas schlechtes bedeuten muss. Auf der anderen Seite
wird man sich nach dem Lesen des Klappentextes wohl zwangsläufig denken
"Das kenne ich doch schon irgendwie". Ja, einen Innovationspreis wird
das Buch tatsächlich nicht gewinnen, es bleibt nun also abzuwarten, ob
die inneren Werte stimmen, wenn man schon eine oft durchgekaute
Geschichte vorgesetzt bekommt.
Eigentlich
kann man sagen, dass Lawrence mit seinem Erstling nicht sonderlich viel
falsch gemacht hat. Ja, es ist korrekt, dass seine Handlung sicherlich
nicht gerade neu ist, aber zumindest ist der Mann in der Lage, das
Bekannte in einem sehr schönen Gewand unter die Leute zu bringen - auch
wenn er (wie es mir in letzter Zeit dauernd unterkommt) den "Prinz der
Dunkelheit" aus der Sicht seines Hauptcharakters erzählt. Zumindest aber
in der Vergangenheitsform. Hurra! Es gelingt ihm dennoch, seinem Werk
einen nicht zu verachtenden Spannungsbogen zu verleihen, bei dem es zwar
immer wieder einmal zu kleineren Hängern kommt, der sich aber nach
diesen Phasen schnell wieder auf das Wesentliche konzentriert. Die
Atmosphäre ist größtenteils gelungen und streckenweise wirklich sehr
düster geraten, der deutsche Titel ist somit gut gewählt - wobei der
englische "Prince Of Thorns" noch passender ist. Hier soll jedoch nicht
zu viel verraten werden, denn die Spoiler-Gefahr wäre dabei sehr groß.
Was es jedoch zu bemängeln gibt, ist die Tatsache, dass Lawrence auch
bei den Locations mitunter sehr einfallslos ist. Schlösser, Burgen,
Dörfer, alles schön und gut. Aber spätestens beim Gang durch die das
Höhlensystem unter einem Berg fühlte ich mich schon arg an die Minen von
Moria erinnert. Die Ausflüge in moderne Gefilde (so trifft man zum
Beispiel ein Computersystem und - Achtung Spoiler - eine Atombombe an)
wirken arg deplatziert, ebenso der Mix aus realer und Fantasy-Welt
(unter anderem liest Jorg Nietzsche und Platon, es tauchen Teutonen auf
etc.). Es mag sein, dass Lawrence den Aufbau einer fiktiven Zivilisation
nach dem Untergang der unseren plant, allerdings ist sein Stil in
diesem Punkt nicht ganz schlüssig, beziehungsweise unlogisch: warum ist
Platon zum Beispiel bekannt, während bei Begegnungen mit unserer
moderneren Zivilisation von den "Erbauern" gesprochen wird? Schade, hier
hätte man sicherlich mehr Potential gehabt, welches aber nicht
ausgeschöpft wurde.
Die
Charakterzeichnungen sind leider zum Großteil recht schwach
ausgefallen. Zwar erfährt man sehr viel über Jorg, seine Beweggründe und
seine Vergangenheit, die anderen Figuren bleiben aber blass. Sie sind
hat die Begleiter des jungen Prinzen, haben ihre Namen und werden in
kurzen Texten zwischen den Kapiteln auch teilweise zumindest ansatzweise
charakterisiert, viel mehr kann man aber nicht erwarten. Schade, denn
auch die Geschichte des Nubiers oder von Hauptmann Markin wären mit
Sicherheit auch sehr interessant zu lesen gewesen. So bleibt leider nur
der Chef mit seiner halbwegs gesichtslosen Meute übrig, bei deren Toden
oder Handlungen man nur bedingt mitfiebern kann. Auch hier also kein
Sieg auf ganzer Linie, aber zumindest gute Ansätze.
Der
Stil des Autoren ist durchaus ansprechend. Mark Lawrence versteht es,
triviale Literatur halbwegs anspruchsvoll zu schreiben, auch der
Übersetzer hat hier seinen Job sehr gut gemacht (danke vor allem auch
dafür, dass nicht sämtliche Begriffe stumpf eingedeutscht wurden - eine
schreckliche neue Mode!). Das Buch ist flüssig geschrieben, ohne dass
man Lawrence großartige Fehler zuschreiben müsste. Spontan könnte man
nur sagen, dass der zaghaft eingestreute Humor hinsichtlich seines
verbitterten Hauptcharakters teilweise deplatziert wird, allerdings sind
diese Momente recht selten. Auch in den Gewaltdarstellungen ist er
nicht sonderlich zurückhaltend, auch wenn man hier sicherlich kein
"Schlachtfest" zu erwarten hat. Die Gewalt steht nicht im Vordergrund,
sondern wurde passend in die düstere Story und die brutale Welt
eingebaut, die hier geschaffen wurde.
Fazit:
Unterm
Strich bleibt "Prinz der Dunkelheit" ein durchaus gelungener Erstling,
dem man einige Schwächen verzeiht, weil weitaus mehr auch richtig
gemacht wurde. Ich hoffe, dass sich Lawrence in eventuell noch folgenden
Werken steigern kann und somit ein mehr als "nur" gelungenes Buch
abliefern kann, welches die auftretenden Fragen beantworten kann.
Bewertung: 7/10 Punkten
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