Montag, 30. Juli 2012

Anonymus - Das Buch ohne Namen

Klappentext:

Jeder, der dieses Buch liest, stirbt. Doch nur wer es liest, weiss, warum.

Ein Buch ohne Titel und ohne Autor tötet jeden, der es liest. Ein geheimnisvoller blauer Stein ist plötzlich verschwunden - und alle suchen ihn. In Santa Mondega bricht die Hölle los - im wahrsten Sinne des Wortes. Eine Sonnenfinsternis wird Santa Mondega bald in völlige Dunkelheit tauchen und dann wird es blutig werden. Blutiger, als sich irgendjemand vorstellen kann. Denn ein Fremder ist in der Stadt: Bourbon Kid.

Kritik:

Ein Buch ohne Autor über ein Buch ohne Autor. Wow. Im Zusammenhang mit dem Klappentext finde ich das schon durchaus reißerisch. Es drängt sich förmlich der Verdacht auf, dass man einem Marketing-Gag für ein Werk aufgesessen ist, welches von den inneren Werten nicht halten kann, was es außen verspricht. Nun gilt es zu klären, ob man hier vielleicht einem Irrtum unterliegt.

Zuerst muss man sagen, dass "Das Buch ohne Namen" relativ komplex aufgebaut ist. Es beschränkt sich nicht auf wenige Hauptfiguren, sondern man bekommt förmlich einen "Sternmarsch" vorgesetzt, der ein und die selbe Geschichte aus der Perspektive von einigen Protagonisten erzählt, die sich schließlich zum Finale hin immer näher kommen und schließlich begegnen. Eine interessante Schreibform, auch wenn es gerade zum Anfang etwas schwer fällt, die einzelnen Handlungsstränge zu verfolgen und auf einen Nenner zu bringen. Je mehr man sich jedoch dem Ende des Romanes annähert, umso flüssiger lesen sich die einzelnen Geschichten - welche jeweils ihren ganz eigenen Spannungsbogen aufbauen. Ein sehr großer Vorteil für dieses Buch, denn einige der Stories sind (auch hier wieder: besonders am Anfang) doch eher zäh und langatmig. Dass der Autor relativ schnell von einem Protagonisten zum nächsten wechselt, hält den Leser jedoch bei der Stange, denn man kann sagen, dass zumindest keine zwei langweiligen Kapitel aufeinander folgen. Sicherlich wäre es schöner gewesen, wenn diese Längen komplett vermieden worden wären, aber es geht auch deutlich schlimmer. Nach etwa 100 - 120 Seiten ist auf jeden Fall ein konstanter Spannungsbogen vorhanden, der mich als Leser nicht mehr los gelassen hat. 

Die Charaktere selber sind gut ge- und in vielen Fällen auch überzeichnet (so hat man es mit recht vielen Figuren zu tun, die beim Lesen quasi Superkräfte zu haben scheinen), auch wenn der Autor darauf verzichtet hat, mit zu vielen unnötigen Details aus deren Vergangenheit zu langweilen. Unnötig aus dem Grund, dass im "Buch ohne Namen" sehr schnell gestorben wird. Und sehr viel. Und streckenweise äußerst blutig - was auch gerne einmal sehr detailliert geschildert wird. Man sollte also schon ausreichend starke Nerven haben und auch etlichen recht eklig beschriebenen Szenen nicht abgeneigt sein, um wirklich Spaß mit diesem Werk zu haben. So weit, so gut. In Hinsicht auf die Action versagt Anonymus aber leider. Grundsätzlich wird zu Beginn einer Auseinandersetzung ausgeblendet und der Faden auch erst dann wieder aufgegriffen, wenn bereits alles gelaufen ist. Die einzige Ausnahme bildet hier das Finale, in welchem die Geschehnisse aus der Sicht eines der Teilnehmers etwas detaillierter geschildert werden. Mit einem Action-Thriller hat man es also in jedem Fall nicht zu tun. Trotz dieser Schwächen ist es mir aber schwer gefallen, "Das Buch ohne Namen" aus der Hand zu legen. Die Story selber entwickelt sich mit rasender Geschwindigkeit weiter und wird dabei immer spannender. Man möchte unbedingt wissen, wie es weiter geht. 

Erwähnenswert ist auch noch, dass sich der Roman nicht völlig ernst nimmt. Das merkt man schon an der erwähnten Überzeichnung der Charaktere - und das schlägt sich auch in der humoristischen Schlagseite nieder. Man sollte natürlich nicht erwarten, mit dem feinen, zynisch-ironischen Humor eines Pratchett oder Gaiman konfrontiert zu werden. Anonymus setzt, wunderbar einhergehend mit der Brutalität seiner Schilderungen, auf einen eher brachialen Humor. Darauf muss man sich einlassen wollen, keine Frage. Wenn man das aber tut und ihn im Idealfall ohnehin mag, wird man aber auch hieran seine blanke Freude haben. Auch sollte man zum "Buch ohne Namen" noch sagen, dass man es nicht ausschließlich mit Menschen als Charakteren zu tun bekommt. Hier und dort taucht der eine oder andere Untote, meistens in Form von Vampiren, auf. Ich hätte es gut gefunden, wenn das im Klappentext zumindest angeschnitten worden wäre - nicht, weil ich mit dieser Thematik nichts anfangen könnte, sondern weil man mit der vorliegenden Beschreibung vielleicht eine eigene Erwartungshaltung aufbaut, die der Roman nicht erfüllen kann. Hierfür gibt´s Abzüge in der B-Note.

Fazit:

Ich hatte einen Heidenspaß mit "Das Buch ohne Namen". Abgedreht und blutig, dabei aber spannend und unterhaltsam bis zum Ende. Da  es mit unter aber sehr speziell ist, muss man sich als Leser wirklich darauf einlassen wollen, sonst wird man wohl nicht viel Vergnügen mit dem Roman haben. Ich für meinen Teil freue mich aber schon auf "Das Buch ohne Staben" und "Das Buch ohne Gnade", welche die Geschichte des Bourbon Kid fortsetzen.

Freitag, 20. Juli 2012

Stan Nicholls - Die Orks

Inhaltszusammenfassung:
Maras-Dantien, die Wiege der älteren Rassen und auch die Heimat von uns Orks, steht in Flammen. Die älteren Rassen und die Spätankommer, die so genannten Menschen, führen Krieg gegeneinander und Krieg ist unser Metier: Wir Orks leben für den Kampf.

Ich bin Stryke und mein Trupp, die Vielfrasse, gehört zu den Besten. Also war es nicht wunderlich, dass Königin Jennesta uns den Sonderauftrag erteilte, ein gestohlenes Artefakt wiederzubeschaffen. Doch dann stießen wir bei unserer Suche auf Probleme und konnten unsere Vereinbarung mit der Königin nicht einhalten.

Das gestohlene Artefakt muss wirklich wichtig sein, denn Jennestra erklärte uns im Nu für vogelfrei und hetzte uns alles auf den Hals, was sie anzubieten hatte: Kriegstrupps, Drachenpatrouillen, Kopfgeldjäger.

Jetzt haben wir erfahren, dass es noch vier weitere dieser Artefakte gibt. Wir wissen nicht, was sie bewirken oder wozu sie gut sind. Wir wissen nur, dass sie heiß begehrt sind. Also werden wie sie uns holen. Wenn es sein muss mit Gewalt! Schließlich sind wir Orks und drauf verstehen wir uns ...
Kritik:
Lange Zeit bin ich um "Die Orks" herum geschlichen, ohne mich so wirklich ran zu trauen. Auf der einen Seite liest sich die Thematik durchaus interessant, auf der anderen Seite wirkt der Klappentext ein wenig reißerisch und die Verbindung zu Tolkien (dessen Herrn der Ringe ich im übrigen sehr schätze und deswegen immer äußerst skeptisch bin, wenn mich ein Buch zu sehr daran erinnert) ist einfach zu naheliegend. Irgendwann lag "Die Orks" dann aber auf dem Gabentisch, ich hatte also  keinen Grund mehr, mich darum herum zu drücken. 
Nicholls versteht es gut, aus den "Bösen Buben" der Fantasy einen durchaus sympathischen und - soweit das bei der gewählten Rasse möglich ist - menschlichen Haufen zu machen. Der Klappentext, der die Protagonisten als gewalttätigen Haufen von Mordbrennern darstellt ist also ziemlich überzogen. Was aber nichts macht, denn durch diesen Umstand hebt sich der Roman wohltuend von der Masse der Fantasy-Bücher ab, in denen Orks weitestgehend als Kanonenfutter und Bösewichte herhalten müssen. Geschrieben ist das Buch locker-flockig, ohne dabei zu sehr in einen trivialen Schreibstil abzudriften. Ebenso erzeugt der Autor vom Start weg einen Spannungsbogen, der den Leser nicht mehr los lässt. Man möchte unbedingt wissen, wie es mit Stryke und seinem Kriegstrupp weiter geht, man ist gespannt darauf, wie die internen Zwistigkeiten zwischen den Mitgliedern sich entwickeln, man ist gespannt darauf, was Strykes immer wieder eingestreuten Träume zu bedeuten haben - was aber auch der größte Schwachpunkt des Werkes ist, dazu aber später mehr. Die Charaktere selber sind gut gezeichnet und individuell ausgefallen und das nicht nur auf die Hauptakteure bezogen, auch hier unterscheidet sich "Die Orks" also vom Fantasy-Allerlei. Nicholls ist aber nicht nur in der Lage, Spannung aufzubauen, das zeigt er spätestens, wenn die "Vielfraße", so der Name des Kriegstrupps, in eine der (zahlreichen) Schlachten des Romans ziehen. Actionreich ist wohl der treffendste Ausdruck für diese Passagen. Und zwar Action auf Niveau eines FSK18-Filmes, es wird sich nicht zurück gehalten, es fliegen Körperteile in rauhen Mengen und die Darstellungen sind sehr explizit. Man sollte also nicht gerade zimperlich sein, wenn es um Gewaltdarstellungen geht. Ich selber habe damit wenig Probleme (wie man wohl auch an meinem Filmgeschmack erkennen kann), ich kann mir aber gut vorstellen, dass es durchaus potentielle Leser geben mag, die auf einige der geschilderten Details gut und gerne hätten verzichten können.
Ich erwähnte oben bereits die Traumsequenzen. Sie sind wichtig für die Handlung, keine Frage. Sie sind auch nicht schlecht geschrieben und fügen sich als ruhiger Gegenpol in die harte, actionlastige Haupthandlung ein. Leider zeichnet sich durch aber auch, spätestens im letzten Drittel ab, wo die Reise von Stryke und seiner Truppe hinführen wird und was es mit den Artefakten, nach denen sie sucht auf sich hat. Das ist etwas schade, hier hätte ich mir die Überraschung für einen späteren Zeitpunkt gewünscht. Dieser Umstand mindert die Motivation weiter zu lesen aber nur sehr bedingt, ob das Unterfangen letztlich gelingt wird tatsächlich erst auf den letzten Seiten aufgelöst - einen Abzug in der B-Note muss man hierfür also nicht zwangsläufig geben. Erwähnenswert ist auch, dass es zwar mittlerweile zwei Fortsetzungen gibt, aber zumindest der erste Teil eine in sich abgeschlossene Handlung bietet, man also nicht gezwungen ist, sich ale Teile gleichzeitig zu organisieren, wenn man einfach nur einmal wissen möchte, ob man sich mit den Orks anfreunden kann.
Fazit:
Wir haben es hier mit einem Buch zu tun, welches sich wohltuend von der Masse der Fantasy-Romane unterscheidet und dennoch jedem Fan des Genres ans Herz gelegt werden kann. Man wird auf knappen 800 Seiten von Anfang bis Ende gut unterhalten.

Mittwoch, 11. Juli 2012

Stephen King - Die Arena

Inhaltszusammenfassung:

Gerade will Dale „Barbie“ Barbara, Imbisskoch und Irak-Veteran, die Kleinstadt verlassen, da senkt sich die Kuppel wie eine Guillotine herunter und macht seine Ausreise unmöglich. Dann hält das Grauen Einzug in den Mikrokosmos – vor allem dank der Taten des skrupellosen Autohändlers und Provinzpolitikers „Big Jim“, der seine Mannen mordend durch die Gegend ziehen lässt, während die Außenwelt hilflos zusehen muss. Am Ende, als kaum mehr Erwachsene am Leben sind, liegt das Schicksal von Chester’s Mill und seiner wenigen Überlebenden in den Händen der Kinder...


Kritik:

Nun ja, was soll man sagen... man hat es mit einem Roman von Stephen King zu tun. Der gute Mann mag ein Großmeister seines Faches sein, aber er ist auch einer dieser speziellen Fälle, die man entweder liebt oder hasst. Ich für meinen Teil bin großer King-Fan und kann trotz seines "nichtssagenden Geschwafels", wenn ich an dieser Stelle einmal einen Menschen zitieren darf, mit dem ich mich über ihn unterhalten habe, sehr viel mit so ziemlich jedem Roman anfangen. 

Die Geschichte von "Die Arena" liest sich schon in der kurzen Zusammenfassung interessant - und wie es für den Autoren typisch ist, geht es auch schon von Anfang an ziemlich zur Sache. King verschwendet hier nicht viel Zeit damit, uns mit den Charakteren seiner Geschichte vertraut zu machen, sondern wirft uns zunächst einmal mitten in die Action. Ein sehr gelungener Auftakt, der Lust auf mehr macht. Man kann sagen, dass es "Die Arena" gelingt, einen konstanten Spannungsbogen aufzubauen, welcher immer zum weiterlesen animiert. Nicht zuletzt dürfte dieser Umstand sich auf die Tatsache gründen, dass sich die persönlichen Hintergründe der Protagonisten erst im Lauf der Story erschließen - ebenso wie vorhandene Beziehungen zueinander immer weiter vertieft werden. Natürlich trägt auch die Geschichte selber ihren Teil dazu bei, dass man das Buch nur ungerne aus der Hand legt. Sie ist King-typisch detailverliebt geschrieben, ohne dabei jedoch zu sehr von der eigenen Story abzudriften. Die Charaktere selber sind leider sehr archetypisch geraten. Man hat auf dieser Seite "Die Guten" und auf der anderen Seite "Die Bösen", dazwischen gibt es leider nicht sonderlich viel - und bedauernswerter Weise ist auch von Anfang an abzusehen, wer auf welcher Seite steht, hier wäre mir die eine oder andere Überraschung lieber gewesen. Schade. Lediglich die Leidensgeschichten einiger Nebencharaktere lockern dieses Schwarz/ Weiß etwas auf, auch wenn sie nichts mit der eigentlichen Geschichte von "Die Arena" zu tun haben, beziehungsweise nur einen unmaßgeblichen Anteil der Hauptstory darstellen.

Man merkt also durch und durch, dass King sein Handwerk nach wie vor versteht, auch wenn die Idee zu "Die Arena" laut dem Autoren bereits vor 30 Jahren entstanden sein soll - und die Geschichte an sich einem sicherlich schon sehr bekannt vorkommen mag. Ich lasse an dieser Stelle einmal dahin gestellt, ob das wirklich so ist, denn die Grundstory kennt man spätestens seit dem Simpsons-Kinofilm. Der Roman ist später erschienen, was mich persönlich mit leichten Zweifeln auf die Glaubwürdigkeit dieser Aussage blicken lässt. Für meinen Geschmack sind die Parallelen hier zu groß und King ist im Vorwort einfach zu bemüht, sein Werk als "Original" darzustellen. Das gibt Abzüge in der B-Note. Wesentlich schwerer wiegt aber noch dieser wirklich nicht gelungene Twist Richtung Science-Fiction, welcher zum Ende des Buches immer mehr ins Rollen kommt. Hier möchte man sagen "Schuster bleib bei deinen Leisten", denn speziell diesen Teil finde ich einfach nicht gelungen, auch wenn mancher Leser hier jetzt vielleicht sagen möchte, dass unserer Gesellschaft damit eine Art Spiegelbild vorgehalten werden soll. Mag sein - aber auch das ist einfach zu sehr dahin geklatscht, um wirklich zu funktionieren. Hätte der Autor auf diesen Teil seiner Geschichte verzichtet und das vor sich hin köchelnde Süppchen vielleicht mit etwas mehr Originalität versehen können, wäre vielleicht aus einem guten ein großartiger Roman geworden. So bleibt es aber unter´m Strich "Nur ein King".

Fazit:

Das Buch ist keinesfalls schlecht. Es ist spannend und gewohnt gut geschrieben. Es ist aber auch um Längen von der eigentlichen Klasse Stephen Kings entfernt. Eher etwas für Fans.