Klappentext:
Jeder, der dieses Buch liest, stirbt. Doch nur wer es liest, weiss, warum.Ein Buch ohne Titel und ohne Autor tötet jeden, der es liest. Ein geheimnisvoller blauer Stein ist plötzlich verschwunden - und alle suchen ihn. In Santa Mondega bricht die Hölle los - im wahrsten Sinne des Wortes. Eine Sonnenfinsternis wird Santa Mondega bald in völlige Dunkelheit tauchen und dann wird es blutig werden. Blutiger, als sich irgendjemand vorstellen kann. Denn ein Fremder ist in der Stadt: Bourbon Kid.
Kritik:
Ein
Buch ohne Autor über ein Buch ohne Autor. Wow. Im Zusammenhang mit dem
Klappentext finde ich das schon durchaus reißerisch. Es drängt sich
förmlich der Verdacht auf, dass man einem Marketing-Gag für ein Werk
aufgesessen ist, welches von den inneren Werten nicht halten kann, was
es außen verspricht. Nun gilt es zu klären, ob man hier vielleicht einem
Irrtum unterliegt.
Zuerst
muss man sagen, dass "Das Buch ohne Namen" relativ komplex aufgebaut
ist. Es beschränkt sich nicht auf wenige Hauptfiguren, sondern man
bekommt förmlich einen "Sternmarsch" vorgesetzt, der ein und die selbe
Geschichte aus der Perspektive von einigen Protagonisten erzählt, die
sich schließlich zum Finale hin immer näher kommen und schließlich
begegnen. Eine interessante Schreibform, auch wenn es gerade zum Anfang
etwas schwer fällt, die einzelnen Handlungsstränge zu verfolgen und auf
einen Nenner zu bringen. Je mehr man sich jedoch dem Ende des Romanes
annähert, umso flüssiger lesen sich die einzelnen Geschichten - welche
jeweils ihren ganz eigenen Spannungsbogen aufbauen. Ein sehr großer
Vorteil für dieses Buch, denn einige der Stories sind (auch hier wieder:
besonders am Anfang) doch eher zäh und langatmig. Dass der Autor
relativ schnell von einem Protagonisten zum nächsten wechselt, hält den
Leser jedoch bei der Stange, denn man kann sagen, dass zumindest keine
zwei langweiligen Kapitel aufeinander folgen. Sicherlich wäre es schöner
gewesen, wenn diese Längen komplett vermieden worden wären, aber es
geht auch deutlich schlimmer. Nach etwa 100 - 120 Seiten ist auf jeden
Fall ein konstanter Spannungsbogen vorhanden, der mich als Leser nicht
mehr los gelassen hat.
Die
Charaktere selber sind gut ge- und in vielen Fällen auch überzeichnet
(so hat man es mit recht vielen Figuren zu tun, die beim Lesen quasi
Superkräfte zu haben scheinen), auch wenn der Autor darauf verzichtet
hat, mit zu vielen unnötigen Details aus deren Vergangenheit zu
langweilen. Unnötig aus dem Grund, dass im "Buch ohne Namen" sehr
schnell gestorben wird. Und sehr viel. Und streckenweise äußerst blutig -
was auch gerne einmal sehr detailliert geschildert wird. Man sollte
also schon ausreichend starke Nerven haben und auch etlichen recht eklig
beschriebenen Szenen nicht abgeneigt sein, um wirklich Spaß mit diesem
Werk zu haben. So weit, so gut. In Hinsicht auf die Action versagt
Anonymus aber leider. Grundsätzlich wird zu Beginn einer
Auseinandersetzung ausgeblendet und der Faden auch erst dann wieder
aufgegriffen, wenn bereits alles gelaufen ist. Die einzige Ausnahme
bildet hier das Finale, in welchem die Geschehnisse aus der Sicht eines
der Teilnehmers etwas detaillierter geschildert werden. Mit einem
Action-Thriller hat man es also in jedem Fall nicht zu tun. Trotz dieser
Schwächen ist es mir aber schwer gefallen, "Das Buch ohne Namen" aus
der Hand zu legen. Die Story selber entwickelt sich mit rasender
Geschwindigkeit weiter und wird dabei immer spannender. Man möchte
unbedingt wissen, wie es weiter geht.
Erwähnenswert
ist auch noch, dass sich der Roman nicht völlig ernst nimmt. Das merkt
man schon an der erwähnten Überzeichnung der Charaktere - und das
schlägt sich auch in der humoristischen Schlagseite nieder. Man sollte
natürlich nicht erwarten, mit dem feinen, zynisch-ironischen Humor eines
Pratchett oder Gaiman konfrontiert zu werden. Anonymus setzt, wunderbar
einhergehend mit der Brutalität seiner Schilderungen, auf einen eher
brachialen Humor. Darauf muss man sich einlassen wollen, keine Frage.
Wenn man das aber tut und ihn im Idealfall ohnehin mag, wird man aber
auch hieran seine blanke Freude haben. Auch sollte man zum "Buch ohne
Namen" noch sagen, dass man es nicht ausschließlich mit Menschen als
Charakteren zu tun bekommt. Hier und dort taucht der eine oder andere
Untote, meistens in Form von Vampiren, auf. Ich hätte es gut gefunden,
wenn das im Klappentext zumindest angeschnitten worden wäre - nicht,
weil ich mit dieser Thematik nichts anfangen könnte, sondern weil man
mit der vorliegenden Beschreibung vielleicht eine eigene
Erwartungshaltung aufbaut, die der Roman nicht erfüllen kann. Hierfür
gibt´s Abzüge in der B-Note.
Fazit:
Ich
hatte einen Heidenspaß mit "Das Buch ohne Namen". Abgedreht und blutig,
dabei aber spannend und unterhaltsam bis zum Ende. Da es mit unter
aber sehr speziell ist, muss man sich als Leser wirklich darauf
einlassen wollen, sonst wird man wohl nicht viel Vergnügen mit dem Roman
haben. Ich für meinen Teil freue mich aber schon auf "Das Buch ohne
Staben" und "Das Buch ohne Gnade", welche die Geschichte des Bourbon Kid
fortsetzen.