Inhaltszusammenfassung:
Maras-Dantien, die Wiege der älteren Rassen und auch die Heimat von uns Orks, steht in Flammen. Die älteren Rassen und die Spätankommer, die so genannten Menschen, führen Krieg gegeneinander und Krieg ist unser Metier: Wir Orks leben für den Kampf.
Ich bin Stryke und mein Trupp, die Vielfrasse, gehört zu den Besten. Also war es nicht wunderlich, dass Königin Jennesta uns den Sonderauftrag erteilte, ein gestohlenes Artefakt wiederzubeschaffen. Doch dann stießen wir bei unserer Suche auf Probleme und konnten unsere Vereinbarung mit der Königin nicht einhalten.
Das gestohlene Artefakt muss wirklich wichtig sein, denn Jennestra erklärte uns im Nu für vogelfrei und hetzte uns alles auf den Hals, was sie anzubieten hatte: Kriegstrupps, Drachenpatrouillen, Kopfgeldjäger.
Jetzt haben wir erfahren, dass es noch vier weitere dieser Artefakte gibt. Wir wissen nicht, was sie bewirken oder wozu sie gut sind. Wir wissen nur, dass sie heiß begehrt sind. Also werden wie sie uns holen. Wenn es sein muss mit Gewalt! Schließlich sind wir Orks und drauf verstehen wir uns ...
Kritik:
Lange Zeit bin ich um "Die Orks" herum geschlichen, ohne mich so
wirklich ran zu trauen. Auf der einen Seite liest sich die Thematik
durchaus interessant, auf der anderen Seite wirkt der Klappentext ein
wenig reißerisch und die Verbindung zu Tolkien (dessen Herrn der Ringe
ich im übrigen sehr schätze und deswegen immer äußerst skeptisch bin,
wenn mich ein Buch zu sehr daran erinnert) ist einfach zu naheliegend.
Irgendwann lag "Die Orks" dann aber auf dem Gabentisch, ich hatte also
keinen Grund mehr, mich darum herum zu drücken.
Nicholls versteht es gut, aus den "Bösen Buben" der Fantasy einen
durchaus sympathischen und - soweit das bei der gewählten Rasse möglich
ist - menschlichen Haufen zu machen. Der Klappentext, der die
Protagonisten als gewalttätigen Haufen von Mordbrennern darstellt ist
also ziemlich überzogen. Was aber nichts macht, denn durch diesen
Umstand hebt sich der Roman wohltuend von der Masse der Fantasy-Bücher
ab, in denen Orks weitestgehend als Kanonenfutter und Bösewichte
herhalten müssen. Geschrieben ist das Buch locker-flockig, ohne dabei zu
sehr in einen trivialen Schreibstil abzudriften. Ebenso erzeugt der
Autor vom Start weg einen Spannungsbogen, der den Leser nicht mehr los
lässt. Man möchte unbedingt wissen, wie es mit Stryke und seinem
Kriegstrupp weiter geht, man ist gespannt darauf, wie die internen
Zwistigkeiten zwischen den Mitgliedern sich entwickeln, man ist gespannt
darauf, was Strykes immer wieder eingestreuten Träume zu bedeuten haben
- was aber auch der größte Schwachpunkt des Werkes ist, dazu aber
später mehr. Die Charaktere selber sind gut gezeichnet und individuell
ausgefallen und das nicht nur auf die Hauptakteure bezogen, auch hier
unterscheidet sich "Die Orks" also vom Fantasy-Allerlei. Nicholls ist
aber nicht nur in der Lage, Spannung aufzubauen, das zeigt er
spätestens, wenn die "Vielfraße", so der Name des Kriegstrupps, in eine
der (zahlreichen) Schlachten des Romans ziehen. Actionreich ist wohl der
treffendste Ausdruck für diese Passagen. Und zwar Action auf Niveau
eines FSK18-Filmes, es wird sich nicht zurück gehalten, es fliegen
Körperteile in rauhen Mengen und die Darstellungen sind sehr explizit.
Man sollte also nicht gerade zimperlich sein, wenn es um
Gewaltdarstellungen geht. Ich selber habe damit wenig Probleme (wie man
wohl auch an meinem Filmgeschmack erkennen kann), ich kann mir aber gut
vorstellen, dass es durchaus potentielle Leser geben mag, die auf einige
der geschilderten Details gut und gerne hätten verzichten können.
Ich erwähnte oben bereits die Traumsequenzen. Sie sind wichtig für die
Handlung, keine Frage. Sie sind auch nicht schlecht geschrieben und
fügen sich als ruhiger Gegenpol in die harte, actionlastige
Haupthandlung ein. Leider zeichnet sich durch aber auch, spätestens im
letzten Drittel ab, wo die Reise von Stryke und seiner Truppe hinführen
wird und was es mit den Artefakten, nach denen sie sucht auf sich hat.
Das ist etwas schade, hier hätte ich mir die Überraschung für einen
späteren Zeitpunkt gewünscht. Dieser Umstand mindert die Motivation
weiter zu lesen aber nur sehr bedingt, ob das Unterfangen letztlich
gelingt wird tatsächlich erst auf den letzten Seiten aufgelöst - einen
Abzug in der B-Note muss man hierfür also nicht zwangsläufig geben.
Erwähnenswert ist auch, dass es zwar mittlerweile zwei Fortsetzungen
gibt, aber zumindest der erste Teil eine in sich abgeschlossene Handlung
bietet, man also nicht gezwungen ist, sich ale Teile gleichzeitig zu
organisieren, wenn man einfach nur einmal wissen möchte, ob man sich mit
den Orks anfreunden kann.
Fazit:
Wir haben es hier mit einem Buch zu tun, welches sich wohltuend von der
Masse der Fantasy-Romane unterscheidet und dennoch jedem Fan des Genres
ans Herz gelegt werden kann. Man wird auf knappen 800 Seiten von Anfang
bis Ende gut unterhalten.
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