Montag, 30. August 2010

Straße ins Glück

von Maeve Binchy


Das irische Städtchen Rossmore beherbergt einen Schatz: die Quelle der Heiligen Anna, die angeblich Wunder wirkt und schon so manchen Wunsch erfüllt hat. Doch nun ist eine neue Straße geplant - und die Quelle soll verschwinden
...
Die Einwohner von Rossmore sind gespalten: Die einen glauben an die wundertätigen Kräfte der Quelle, die anderen halten sie für puren Aberglauben. Selbst der alte Pfarrer Brian Flynn weiß nicht, wen er unterstützen soll: die Familie von Neddy Nolan etwa, auf dessen Land die Straße verlaufen soll und dem man viel Geld als Entschädigung angeboten hat? Aber was ist mit Neddys Mutter, die doch vor Jahren durch den Besuch der Wunderquelle geheilt wurde? Oder mit jener kinderlosen Londonerin, die eines Tages die Heilige Anna um Hilfe anflehte - mit überraschenden Folgen? Pfarrer Brian lernt seine Schäfchen von einer völlig neuen Seite kennen, und Neddy Nolan, im Ort eher als unbedarft und bescheiden bekannt, entwickelt ungeahnte Geisteskräfte - dank der Liebe...

Maeve Binchy gehört zu den Autoren, die ich schon öfter gelesen habe, weil ich ein heimlicher Irland-Fan bin und das Flair in ihren Büchern immer gut rüber kommt, und weil ich ihren Stil eigentlich recht gern mag. 'Straße ins Glück' ist eine Ansammlung von kurzen Episoden, jedes Mal aus der Sicht zweier verschiedener Menschen, die an der Situation beteiligt waren. Das fand ich zum Beispiel eine nette Sache, weil man so immer zwei Sichtweisen der gleichen Situation zu lesen bekam. Sehr interessant waren auch die Episoden an sich, die verschiedenen Meinungen zur Quelle der Heiligen Anna und dem Straßenbau. Am Ende wird auch zum größten Teil aufgelöst, was aus den Menschen aus den Episoden geworden ist, und obwohl jeder von ihnen (bis auf einige Ausnahmen) nur einen kurzen Auftritt in dem Buch hatte, lernt man doch jeden Einzelnen gut kennen. Eine schöne Leistung von Maeve Binchy. Aber! Ja, es gibt ein Aber. Bei diesem Buch handelt es sich um solide Unterhaltung. Mehr einfach nicht. Die große, tolle Idee Neddy Nolans am Ende ist für jeden Ottonormalverbraucher ein Hirngespinst, dass zwar sicher realistisch sein kann, aber es bei den meisten Menschen (mir eingeschlossen) nicht so ist. An die Klasse von Büchern wie Sommerleuchten, Der grüne See oder Ein Haus in Irland kommt 'Straße ins Glück' also leider nicht heran. Binchy Fans erkennen die Autorin wieder, könnten aber doch ein kleines bißchen enttäuscht sein.

Von mir gibt es für ganz nette Unterhaltung 3 von 5 Bücherwürmern.


Mittwoch, 25. August 2010

Wir sind die Nacht.


Von Wolfgang Hohlbein.

Der Buchrückentext ist sehr knapp bemessen:

Ich war nichts. Ein Abschaum.
Dreck, den selbst Ratten nicht fressen.
Unsichtbar für die Welt.

Bis SIE mich sah.

Und dann kam der Hunger.
Allesverzehrender Hunger.

Jetzt übersieht mich keiner mehr.


Und weil das Buch eingeschweisst ist, kommt man nicht einmal an die Umschlagbeschreibung ran, die da lautet:

Keine Falten, kein Älterwerden, kein Montagmorgen! Die drei Vampire Louise, Nora und Charlotte treiben in Berlin ihr nächtliches Unwesen. In einer Edeldisco trifft Louise eines Nachts auf Lena, die sich auf Diebestour in der Stadt herumtreibt, und beißt sie auf der Damentoilette. Lenas Körper verändert sich, und sie muss akzeptieren, dass sie zum Vampir wird. Erst genießt sie den Luxus, die Partys, die grenzenlose Freiheit, doch dann machen ihr die Mordlust und der Blutdurst ihrer Gefährtinnen immer mehr zu schaffen. Gleichzeitig sind Lenas Schwarm Tom und die Polizei den Vampirfrauen auf den Fersen. Lena offenbart sich Tom, dessen Liebe stärker als die Pflicht ist – was Louise eifersüchtig beobachtet ...

Der Buchrückentext liess mich dieses Buch haben wollen, allerdings ist die 607 Seiten starke Hardcoverausgabe nicht gerade billig und so musste ich eine Weile warten um mir das Buch leisten zu können.

Jetzt bin ich hin und hergerissen zwischen "Boah, tolles Buch, toller Auftakt, tolle Geschichte und überhaupt" und "Ähh kann dann jetzt auch mal wieder was passieren" und "was schon Ende?"

Da ich es nicht besser auf den Punkt bringen kann, zitiere ich mal aus einer Kundenrezension bei Amazon

Über Nacht verändert sich einfach alles im Leben der 21-jährigen Lena. Bisher lebte sie bei ihrer alkoholkranken Mutter in einer verdreckten kleinen Wohnung und verdiente sich mit ihren Diebestouren den Lebensunterhalt. Doch Lena muss nicht nur für den Lebensunterhalt sorgen, sondern wird auch noch von ihrem Bewährungshelfer erpresst, der jede Woche Geld sehen will oder ansonst eine körperliche Gegenleistung fordert. Um das benötigte Geld herbeizuschaffen verschlägt es Lena in eine Edeldisco in der sie Louise kennenlernt, welche sie zu einem Vampir macht.



Völlig verwirrt muss über die körperliche Veränderung gerät sie in ein Luxusleben wie sie es sich in ihren kühnsten Träumen nicht hätte ausmalen können. Doch schon bald muss Lena feststellen, dass nicht alles was glänzt auch Gold ist. Sie wird immer öfters in Kämpfe mit Strigois verwickelt und zu allem Überfluss verliebt sie sich über beide Ohren in den Polizisten Tom...



Meine Meinung:



Wolfgang Hohlbeins neuster Vampirroman "Wir sind die Nacht" beginnt ziemlich spannend mit einer rasanten Verfolgungsjagd und stolpert dann langsam in die Erzählung über das bisher ziemlich unangenehme Leben der 21-jährigen Lena welches sich über Nacht grundlegend verändert.


Die Story an sich gefällt mir ziemlich gut, da sich Hohlbein viel mit den Auswirkungen die die Verwandlung in einen Vampir mit sich bringt beschäftigt und auch eine kleine Lovestory einflechtet. Die Charaktere an sich scheinen zu Beginn etwas obeflächlich was sich jedoch im Verlauf des Buches ändert. Die Persönlichkeiten von Lena und auch ihre Vampirfreundinnen bekommen immer mehr Facetten und es wird sich auch über das ganze Buch hinweg hauptsächlich mit diesen Figuren beschäftigt wobei mir die Ausarbeitung von Tom und der Liebesgeschichte eindeutig zu kurz kommt.


Der Verlauf von Hohlbeins Vampirroman "Wir sind die Nacht" ist teilweise ziemlich temporeich. wird aber oftmals durch seine vielen Wiederholungen ausgebremst und die Spannung sinkt damit leider auch wieder in den Keller.


Ich kann das nur unterstreichen. Wenn man bedenkt, dass Hohlbein diese 600 Seiten basierend nach einem Drehbuch gezaubert hat, hat er wie immer, grandiose Arbeit geleistet.

Ich bin mit dem Buch zufrieden, aber umgehauen hat es mich nicht und ich bin auch nicht versucht, mir den Film (Herbst 2010) anzusehen.

Von mir 3,5 Punkte.
3 sind zu wenig und 4 wären zu viel.

Donnerstag, 19. August 2010

Der Stadtfeind Nr. 1

von Jonathan Tropper


Von Kleinstadthelden, der Liebe und anderen Neurosen.

Joe hat es geschafft. Nicht nur der spießigen Provinz den Rücken zu kehren, nein, er hat einen Bestseller geschrieben - ein bitterböses Buch über seine Vergangenheit. Mit sehr vielen beabsichtigten Ähnlichkeiten zu lebenden Personen. Als sein Vater schwer erkrankt, hat Joe ein Problem: Als Staatsfeind Nr. 1 kehrt er an den Ort seiner Kindheit zurück. Alle scheinen ihn zu hassen. Was Joe in den meisten Fällen herzlich erwidert. Vorzugsweise bei seinen Familienmitgliedern. Doch dann trifft er Carly, seine damalige große Liebe. Und Carly sorgt dafür, dass seinem zweiten Buch doch noch ein Happyend hinzugefügt werden kann. 

Auf dieses Buch bin ich durch eine Empfehlung des Knaur Verlags gestoßen. Die Empfehlung befasste sich allerdings mit einem Folgeroman Jonathan Troppers, 'Sieben verdammt lange Tage'. Das Buch klang nach einem guten Roman, weshalb ich ihn mir zulegen wollte, aber leider feststellen musste, dass es noch nicht erschienen war. Also schmökerte ich weiter nach dem Autor und stolperte über dieses Buch, was mir ebenso interessant erschien. Also hab ich es mir 'ersatzweise' gekauft, und ich hab es absolut nicht bereut.
 
Anhand des Klappentextes konnte man sich ein wenig auf das Buch einstellen, allerdings muss ich im Nachhinein sagen, dass er dem Roman selber nicht gerecht wird. Das Buch hat mehr Witz, aber auch Trauer, als der Text vermittelt hat. Es gab viele Szenen, wo ich grinsen musste, aber auch welche, wo ich schlucken musste. Mir gefällt die Art Troppers zu erzählen. Vor allem eines meiner Lieblingselemente - das Springen zwischen Vergangenheit und Gegenwart - wurde hier wieder verwendet. Das Buch bleibt auch bis zum Schluss wirklich spannend, ohne dass man dem Geheimnis vorher schon wirklich auf die Spur kommt. Die Charaktere empfinde ich als unheimlich facettenreich. Die Protagonisten sind weniger stereotyp, wohingegen manche Nebenfiguren nur so vor Klischee strotzen, was dem Vergnügen aber keinen Abbruch tut.

Was mir besonders gefiel, war die Fähigkeit Joes zu erkennen, dass er sich in Situationen, in denen er besser die Klappe gehalten hätte, wie ein Arschloch benimmt. Herrlich. Außerdem mag ich die leise Ode an die Freundschaft, die in dem Buch rüber kommt, allerdings auch zeigt, dass auch Freundschaften eben nicht immer perfekt sind, weil jeder Mensch mal einen Fehler macht. Ich kann das Buch vorbehaltlos empfehlen. Es hat sich seine 4 Bücherwürmer redlich verdient, und ich freue mich jetzt noch mehr auf 'Sieben verdammt lange Tage'.