Dienstag, 7. August 2012

Anonymus - Das Buch ohne Staben

Auch wenn Abalone schon eine sehr schicke Renzension zu diesem Buch verfasst hat, möchte auch ich hier noch einmal meine Meinung kundtun.

Klappentext:

Jeder, der Das Buch ohne Namen las, ist tot. Für den Rest kommt kommt nun Das Buch ohne Staben.

Auch ein Massenmörder muss an seine Rente denken. Erst recht nach 18 Jahren Gemetzel und einer höllischen Menge Bourbon. Und so kommt es, dass der berüchtigte Bourbon Kid seinen Job an den Nagel hängen will. Doch so einfach ist das nicht. Der Mönch Peto ist ihm auf den Fersen, denn Bourbon Kid hat alle Mitbrüder des Mönchs auf dem Gewissen. Außerdem trachten ihm diverse Zeitgenossen nach dem Leben: eine Reihe von Vampiren und Söldnern, eine Mumie, ein neuer Dunkler Lord - die Liste scheint endlos.

Rente hin oder her. Bourbon Kid hat die Nase voll und erstellt seine eigene Abschussliste. Und diesmal verschont er niemanden.



Kritik:

So schnell kann es manchmal gehen. Der Vorgänger "Das Buch ohne Namen" ist noch nicht sonderlich lange ausgelesen und schon erscheint hier die Rezension zum zweiten Band "Das Buch ohne Staben". Das sagt schon etwas aus, wenn man bedenkt wie tranfunzelig ich in letzter Zeit mit meinen Büchern war.

Ich war schon vom ersten Band recht begeistert und ich muss sagen, dass sich das auch hier nahtlos fortsetzt. Anonymus setzt auch in seinem zweiten Werk (wobei das Vorwort davon spricht, dass besagter Herr über die Jahrhunderte schon deutlich mehr Werke veröffentlicht hat) auf das bewährte Prinzip seiner Bourbon Kid-Reihe. Kurze und knackige Kapitel verhindern, dass man sich langweilt, denn auch wenn sich in diesem Roman vermehrt ruhige Kapitel finden, sind diese jedoch nicht langweilig geschrieben - und gerade wenn man denkt, dass nun doch einmal wieder etwas passieren könnte, ist das Kapitel beendet und man hat es wieder mit einem der actionreicheren und spannenderen Parts zu tun. Wie gehabt kann man also sagen, dass Anonymus (irgendwie widerstrebt es mir immer noch, den Autoren so anzusprechen) einen guten Mittelweg zwischen Ruhe und Sturm gefunden hat, meines Erachtens nach sogar noch einen Tick besser als im Vorgänger. Wo wir gerade beim Vorgänger sind, die wenigen überlebenden Hauptpersonen geben sich im Buch ohne Staben die Klinke in die Hand - und der Autor schafft es auch tatsächlich, vor allem dem Bourbon Kid (und einigen wenigen der anderen bekannten Figuren) tatsächlich so etwas wie einen Hintergrund einzuhauchen. Wie gewohnt reicht es aber auch, sich auf diese wenigen Personen zu beschränken, denn eines haben beide Bücher gemeinsam: Es wird gestorben und gemordet ohne Ende. Und wie schon im ersten Teil auf eine äußerst blutige, teilweise schon abstoßend brutale, Art und Weise. Man hat fast den Eindruck, dass der Autor sich in diesem Punkt noch einmal steigern wollte. In einem anderen hat er das auf jeden Fall getan und damit einen meiner größten Kritikpunkte des ersten Bandes ausgeräumt: im Buch ohne Staben wird nicht ausgeblendet, wenn die Action beginnt, sondern es wird tatsächlich ausgeschrieben, was passiert. Keine "Überblendungen" mehr - was mir persönlich deutlich besser gefällt als die dauernden Andeutungen im ersten Teil.

Generell hat Anonymus wieder einen Spannungsbogen geschaffen, der sich von Anfang bis Ende auf einem erfreulich hohen Niveau befindet, man möchte das Buch nicht aus der Hand legen, da man wieder unbedingt wissen möchte, wie es weiter geht. Anders jedoch als im ersten Teil setzt der Autor nicht ausschließlich auf die Spannung, speziell zum Finale hin kann man dem Buch ohne Staben sogar einen gewissen dramatischen Effekt nicht absprechen. Auch wenn das Ende schließlich nicht ganz überraschend ist (was aber zum Teil an meinem Wissen um einen bereits erschienenen dritten Band liegt), gelingt es dem Verfasser doch, den Leser noch einmal richtig mitfiebern zu lassen. Super, genau so wünsche ich mir das. Ebenfalls wieder vorhanden ist der äußerst bösartige (wenn auch ziemlich flache) Humor, der auch schon das Buch ohne Namen geprägt hat, auch wenn ich finde, dass er hier noch einmal ein bisschen verfeinert und zumindest ein kleines bisschen niveauvoller ausgefallen ist. An einigen Stellen blitzt in meinen Augen tatsächlich etwas von dem Talent auf, was zum Beispiel ein Christopher Moore an den Tag legt, zumindest in seinen Werken wie Fool, welches was Sex, Gewalt und vulgäre Witze angeht auch nicht gerade ohne ist.

Fazit:

Das Buch ohne Staben ist eine würdige Fortsetzung des ersten Teils, welches vieles gleich gut und einiges sogar besser macht als dieser. Dennoch muss auch hier gewarnt werden: diese Reihe ist speziell. Sehr speziell. Wer geschmackvollen Humor, literarischen Anspruch oder blutleere Spannung mag, wird sich hier nicht wohl fühlen. Wer mit einem dreckigen Bastard von Buch zurecht kommt, wird seinen Spaß haben.

Montag, 6. August 2012

Die Töchter von Lorenden

von Nina Bell

Schon lange haben sich die drei ungleichen Schwestern Felicity, Helena und Lavinia nichts mehr zu sagen. Doch dann stirbt ihr Vater Edward, der Besitzer des Reitstalles Lorenden. Zum ersten Mal seit vielen Jahren müssen die Schwestern gemeinsam Entscheidungen treffen. Und dadurch finden sie unerwartet wieder zueinande.

In meiner Jugend bin ich viel geritten, und ich habe Pferderomane geradezu verschlungen. Einige davon stehen noch heute in meinem Regal, und hin und wieder packt mich die Lust, einen Roman zu lesen, der sich unter anderem um Pferde dreht. So sprang mich "Die Töchter von Lorenden" geradezu an, als ich bei einem Buchdealer stöberte. Es hat auch nicht lange gedauert, bis das Buch dann in meinem Regal stand. Vorfreude ist bekanntlich die schönste Freude, und obwohl die Story sicher nicht neu ist, war ich gespannt.

Was man Nina Bell zu Gute halten muss - oder was einen dazu bewegen könnte, Nachsicht walten zu lassen -, ist die Tatsache, dass dies ihr erster Roman ist. Ich hab Kommentare in anderen Rezensionen gelesen wie "Ich hab schwierig rein gefunden...aber dann war es eines der besten Bücher, die ich je gelesen habe." Äh, nein, au contraire. Leider ist das nicht der Fall. So hat sich Nina Bell zwar Mühe gegeben, uns eine Vielzahl an Charakteren zu bieten, die alle unterschiedlich gestaltet sind, was sicherlich ein guter Ansatz war. Aber leider schafft sie es nicht, ihren Charakteren treu zu bleiben und sie wachsen zu lassen. Auch ich habe schwer in das Buch rein gefunden, was zu einem Großteil an dem Unverständnis lag, dass ich den Charakteren entgegen brachte.

Da ist Bramble, die in einer Minute nur an die Stallungen denkt und darüber hinaus scheinbar ihre Tochter aus den Augen verliert. In der anderen Minute liebt sie ihr Kind über alles und tut alles, was sie tut, nur für sie. Da ist Nat, der es schafft, über einen sehr langen Zeitraum, das Sonnenscheinchen zu spielen und sich am Ende wenig überraschend als Psychopath entpuppt. Das sind zwei Beispiele, der weniger sich widersprechenden Charaktere. Nimmt man aber einmal Helena her, die in einem Moment so tief getroffen ist vom Tod des Vaters, im nächsten Augenblick aber schon die Krallen ausfährt und den Hof unbedingt verkaufen will, um die Kohle zu kassieren, wird es schon regelrecht abstoßend. Von ihrem Sohn, der hin und wieder mal geritten ist und mit 18 Jahren dann plötzlich beschließt, er will professioneller Military-Reiter werden, mal ganz zu schweigen. Glücklicherweise gibt es doch auch interessante Charaktere, die ein wenig liebevoller gezeichnet sind, wie zum Beispiel die verlorene Tochter Felicity oder der typische Underdog Jezzar Morgan.

Die Story bietet, wie eingangs schon erwähnt, nicht viel neues, und dennoch ist sie es, die einen an das Buch fesselt und einen zum Weiterlesen bewegt. Wenn man es schafft, über einige der nervtötenden Charaktere hinwegzusehen und sich auf die Geschichte einzulassen, wird man recht gut unterhalten: eine Schwester, die so will, die andere Schwester will so, die dritte enthält sich jeglichen Kommentars, da ist Krawall vorprogrammiert. Nebenbei dann noch ein paar Verbandelungen hier und da, ein Teenager-Drama, Geheimnisse aus der Vergangenheit...ja, es ist stellenweise spannend. Punkten konnte Nina Bell damit, dass es kein typisches Happy End gab, was ich persönlich gut und als schön gelöst empfand, aber ich will an dieser Stelle nicht zu viel verraten.

Alles in allem, würde ich dem Buch gerne zweieinhalb Bücherwürmer geben. Zwei Punkte hätte es wegen der enormen Schwächen bei den Charakteren gegeben, drei Punkte hätte es für die Geschichte und die flüssige Schreibweise verdient. Mit Ach und Krach bringt es "Die Töchter von Lorenden" also auf drei Bücherwürmer.