Montag, 6. August 2012

Die Töchter von Lorenden

von Nina Bell

Schon lange haben sich die drei ungleichen Schwestern Felicity, Helena und Lavinia nichts mehr zu sagen. Doch dann stirbt ihr Vater Edward, der Besitzer des Reitstalles Lorenden. Zum ersten Mal seit vielen Jahren müssen die Schwestern gemeinsam Entscheidungen treffen. Und dadurch finden sie unerwartet wieder zueinande.

In meiner Jugend bin ich viel geritten, und ich habe Pferderomane geradezu verschlungen. Einige davon stehen noch heute in meinem Regal, und hin und wieder packt mich die Lust, einen Roman zu lesen, der sich unter anderem um Pferde dreht. So sprang mich "Die Töchter von Lorenden" geradezu an, als ich bei einem Buchdealer stöberte. Es hat auch nicht lange gedauert, bis das Buch dann in meinem Regal stand. Vorfreude ist bekanntlich die schönste Freude, und obwohl die Story sicher nicht neu ist, war ich gespannt.

Was man Nina Bell zu Gute halten muss - oder was einen dazu bewegen könnte, Nachsicht walten zu lassen -, ist die Tatsache, dass dies ihr erster Roman ist. Ich hab Kommentare in anderen Rezensionen gelesen wie "Ich hab schwierig rein gefunden...aber dann war es eines der besten Bücher, die ich je gelesen habe." Äh, nein, au contraire. Leider ist das nicht der Fall. So hat sich Nina Bell zwar Mühe gegeben, uns eine Vielzahl an Charakteren zu bieten, die alle unterschiedlich gestaltet sind, was sicherlich ein guter Ansatz war. Aber leider schafft sie es nicht, ihren Charakteren treu zu bleiben und sie wachsen zu lassen. Auch ich habe schwer in das Buch rein gefunden, was zu einem Großteil an dem Unverständnis lag, dass ich den Charakteren entgegen brachte.

Da ist Bramble, die in einer Minute nur an die Stallungen denkt und darüber hinaus scheinbar ihre Tochter aus den Augen verliert. In der anderen Minute liebt sie ihr Kind über alles und tut alles, was sie tut, nur für sie. Da ist Nat, der es schafft, über einen sehr langen Zeitraum, das Sonnenscheinchen zu spielen und sich am Ende wenig überraschend als Psychopath entpuppt. Das sind zwei Beispiele, der weniger sich widersprechenden Charaktere. Nimmt man aber einmal Helena her, die in einem Moment so tief getroffen ist vom Tod des Vaters, im nächsten Augenblick aber schon die Krallen ausfährt und den Hof unbedingt verkaufen will, um die Kohle zu kassieren, wird es schon regelrecht abstoßend. Von ihrem Sohn, der hin und wieder mal geritten ist und mit 18 Jahren dann plötzlich beschließt, er will professioneller Military-Reiter werden, mal ganz zu schweigen. Glücklicherweise gibt es doch auch interessante Charaktere, die ein wenig liebevoller gezeichnet sind, wie zum Beispiel die verlorene Tochter Felicity oder der typische Underdog Jezzar Morgan.

Die Story bietet, wie eingangs schon erwähnt, nicht viel neues, und dennoch ist sie es, die einen an das Buch fesselt und einen zum Weiterlesen bewegt. Wenn man es schafft, über einige der nervtötenden Charaktere hinwegzusehen und sich auf die Geschichte einzulassen, wird man recht gut unterhalten: eine Schwester, die so will, die andere Schwester will so, die dritte enthält sich jeglichen Kommentars, da ist Krawall vorprogrammiert. Nebenbei dann noch ein paar Verbandelungen hier und da, ein Teenager-Drama, Geheimnisse aus der Vergangenheit...ja, es ist stellenweise spannend. Punkten konnte Nina Bell damit, dass es kein typisches Happy End gab, was ich persönlich gut und als schön gelöst empfand, aber ich will an dieser Stelle nicht zu viel verraten.

Alles in allem, würde ich dem Buch gerne zweieinhalb Bücherwürmer geben. Zwei Punkte hätte es wegen der enormen Schwächen bei den Charakteren gegeben, drei Punkte hätte es für die Geschichte und die flüssige Schreibweise verdient. Mit Ach und Krach bringt es "Die Töchter von Lorenden" also auf drei Bücherwürmer.



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