"Sie fahren Harleys, tragen Lederjacken, Bärte und Tattoos. Sie schrecken vor Gewaltverbrechen nicht zurück und führen blutige Bandenkriege − die Hells Angels, der legendäre Bikerclub. Der amerikanische Undercover-Agent Jay Dobyns gewinnt ihr Vertrauen. Am Ende funktioniert die Tarnung so gut, dass Dobyns in den Inner Circle der Hells Angels aufgenommen werden soll. Erst da erkennt der Agent, dass er sich in Lebensgefahr befindet. In diesem Buch schildert er seine abenteuerlichen Ermittlungen, die ihn fast seine Familie, seine Gesundheit und sein Leben gekostet hätten." (Amazon.de)
Kritik:
Ich muss gestehen, dass ich gegenüber Büchern mit dem Label "Spiegel Bestseller" meistens eher kritisch denke. Ich habe offenbar nicht die intellektuelle Bandbreite, die offenbar meistens nötig ist, um mit diesen Schmökern Spaß zu haben. Trotzdem konnte ich irgendwie nicht an "Falscher Engel" vorbei gehen, schlicht und einfach weil die Thematik mich schon irgendwie interessiert hat. Also Buch eingesagt, aufgeschlagen und losgelesen.
Ich muss gestehen, dass ich anfangs etwas enttäuscht war. Zwar war das Buch für einen Tatsachenbericht locker und interessant geschrieben, allerdings fehlte mir zu Beginn etwas die Motivation, weiter zu lesen. Warum? Ich kann es nicht einmal mit Sicherheit sagen, irgendwie fiel es mir schwer, Zugang zu Dobyns zu bekommen - was sich allerdings bereits nach etwa 50 Seiten änderte. Langsam begann sich die Spannung aufzubauen, die sich auch bis zum Ende immer wieder in den Vordergrund drückt, stellenweise hat man sogar den Eindruck, es nicht mit einem Bericht (Dobyns sagt im Nachwort, dass wohl "Memoiren" die passendste Bezeichnung für sein Buch wäre) sondern eher mit einem Roman zu tun zu haben. Man möchte unbedingt wissen, wie es weiter geht. Hierbei muss aber gesagt werden, dass weder die Praktiken des Ermittlerteams noch die Welt der Hells Angels detailliert wiedergegeben werden, sondern dass Dobyns nur an der Oberfläche kratzt. Hier wäre ein wenig mehr Einsicht sicherlich interessant gewesen, wobei man speziell bei den polizeilichen Hintergründen schon Verständnis dafür hat, dass nicht übermäßig viele Details benannt werden.
Was "Falscher Engel" wirklich interessant macht, ist die Geschichte des Autoren selber. Er beschreibt sehr eindringlich, wie er immer mehr von Jay Dobyns, Cop - einer von den Guten zu Jaybird Davis, Motorradrocker, Waffenschieber und Auftragskiller wird. Er beginnt, die Rolle die er spielt wirklich zu leben, zu einem von den Bösen zu werden. Sein psychischer Zustand wandelt sich dramatisch und sein "wahres" Leben tritt immer mehr in den Hintergrund. Und genau dieser Teil macht das Buch so lesenswert.
Man darf nicht erwarten, dass viele Tatsachen, die man nicht schon aus Dokus, Nachrichten und Gerüchten kennt ans Tageslicht kommen. Was die Hells Angels so alles treiben, dürfte wohl jedem schon einmal in irgendeiner Form zu Ohren gekommen sein. Zwar sind die wenigen Details, die Dobyns beschreibt interessant zu lesen, aber er selbst kratzte halt trotz aller Bemühungen immer nur an der Oberfläche. Viele Internas sind auch ihm verschlossen geblieben.
Enttäuschend ist das Ende, da man hier den Eindruck gewinnt, dass der Autor endlich zum Schluß kommen wollte. Es wirkt mitunter etwas sprunghaft und es macht sich das Gefühl breit, dass er keine Lust mehr hatte, weiter an seinem Buch zu arbeiten.
Unterm Strich bleiben aber gute 350 interessante, großteils spannende Seiten, die aufzeigen, wie hoch die Belastung auf einen Undercover-Bullen in einer Extremsituation ist - und die auch klar machen, wie hoch die Gefahr ist, sich selbst an seine Rolle zu verlieren.
Klare Empfehlung, ich würde hier 4/5 Bücherwürmern vergeben.
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