Klappentext:
"Ich schreibe so lange weiter, bis alle tot sind." (Anonymus - der Legende nach)
Ein Hotel irgendwo in der Wüste. Etwas Großes steht bevor: Abgehalfterte
Barkeeper, teilweise talentierte Musiker und eine Handvoll Zombies
machen sich auf den Weg zu dem Festival, das unter dem Motto "Back from
the Dead" steht. Die Teilnehmer sollen längst verstorbene Stars
imitieren. Keiner von ihnen ahnt, dass sie dem Tod näher sind, als ihnen
lieb ist. Denn ein weiterer Gast steht auf der Liste: ein schlecht
gelaunter Killer namens Bourbon Kid...
Eine Story wie in einem Road-Movie von Quentin Tarantino. Nur als Buch.
Kritik:
Das war er nun also, der dritte Band der Bourbon Kid-Reihe. Und wie
immer haben wir es mit einem sehr reißerischen Klappentext zu tun, der
dazu angetan ist, mehr zu versprechen als einen schließlich erwartet.
Der Vergleich zu Tarantino mag zwar nicht grundverkehrt sein, aber als
echte Referenz fungiert er meines Erachtens nach nicht. Aber fangen wir
von vorne an.
Stammleser meines Blogs werden wissen, dass ich die ersten beiden Bände
der Reihe schon mehr oder minder abgefeiert habe, was zum einen daran
lag, dass sie sich auf Grund ihres recht hohen Gewaltlevels und dem
damit verflochtenen Humor schon etwas abseits des Mainstreams bewegen,
auf der anderen Seite aber auch sehr spannend geschrieben waren.
Zumindest den zweiten Teil dieser Aussage kann man auch unumwunden
wieder für dieses Werk von Anonymus verwenden. Man kann sagen, dass er
sich in dieser Hinsicht mit jedem weiteren Buch etwas verbessert hat.
Waren im ersten Roman noch die geschilderten Brutalitäten mehr oder
minder der Mittelpunkt des Geschehen, konnte man schon im zweiten Buch
feststellen, dass der Autor sich sehr gut auf das atmosphärische
Darstellen der Action versteht - was er hier noch einmal weiter voran
getrieben hat. Man möchte sagen, dass von der stilistischen und
atmosphärischen Seite her das bislang beste Buch von Anonymus vorliegt -
auch wenn Kenner der ersten beiden Bände vielleicht ein wenig vom
Auftauchen der Charaktere Elvis und der mystischen Lady verwundert sein
könnten. Was nämlich nirgends erwähnt wird: die Ereignisse dieses Romans
finden noch zwei Jahre vor dem "Buch ohne Namen" statt - was natürlich
leider dazu führt, dass man von vornherein weiß, wer diesen Trip
überleben wird und dem Finale etwas von der Spannung nimmt, die das Ende
der ersten Bände so lesenswert gemacht hat.
Was hingegen erwähnt wird, ist die Tatsache, dass der Autor für dieses
Buch ein neues Setting verwendet hat, die vorliegende Geschichte hätte
sich in Santa Modega sicherlich auch nicht so gut erzählen lassen wie
hier. In diesem Punkt hat Anonymus also vieles richtig gemacht. Im Laufe
der 427 Seiten bringt er die Qualitäten der Vorgänger wieder auf den
Tisch: kurze und knackige Kapitel, die die Geschichte aus der Sichtweise
eines Protagonisten beziehungsweise einer Protagonistengruppe erzählen
und die mit einer atemberaubenden Geschwindigkeit aufeinander
zubegewegen und schließlich im Finale miteinander kollidieren. Und wie
auch in den älteren Titeln wechseln sich hier ruhige Passagen mit
actionreichen ab. So weit, so bekannt. Gefeilt hat der Autor dabei
jedoch an seinem Humor, welcher nun deutlich öfter und weniger brachial
daher kommt. Das mag für den "Gelegenheitsleser" vielleicht zugänglicher
sein, ich für meinen Teil mochte aber eben genau das am "Buch ohne
Namen" und am "Buch ohne Staben", sie wirkten weitaus dreckiger als
dieses Werk.
Nicht nur die humoristische Seite kommt im "Buch ohne Gnade" etwas
harmloser daher, auch die Gewaltdarstellung ist eingeschränkter. Zwar
gibt es mitunter immer noch einige sehr detaillierte Beschreibungen des
Geschehens, im Vergleich mit den Vorgängern sind es jedoch deutlich
weniger Szenen, denen man eine gewisse "Abartigkeit" bescheinigen könnte
- und nach dem streckenweise äußerst derben zweiten Buch sind sie hier
auch nicht gar so explizit ausgefallen. Im allgemeinen wird ohnehin
deutlich weniger gestorben als noch in den Vorgängern. Bourbon Kid
selber hat nur noch eine Kugel für sein Repertoire an Waffen, die im
Roman auftauchenden Killerkollegen sind zwar besser ausgestattet, dafür
jedoch mit weniger Zielen versehen. Für mich ist das schon ein kleiner
Minuspunkt, denn auch hier stellt sich bei mir der Eindruck ein, dass
man das Eckige und Kantige wegschleifen und das Schmutzige etwas
aufpolieren möchte, was die ersten beiden Bücher ausgemacht hat. Schade,
hier wäre es mir lieber gewesen, wenn die Machart der Vorgänger
erhalten geblieben wäre.
Fazit:
"Das Buch ohne Gnade" weiß immer noch zu gefallen, auch wenn ich den Eindruck habe, dass der Autor sich immer mehr an ein Mainstreampublikum annäheren möchte. Zwar werden nicht alle alten Markenzeichen fallen gelassen, aber man kann festhalten, dass "Anonymus" etwas von seiner Härte verloren hat. Dennoch freue ich mich darauf, (hoffentlich) bald die deutsche Übersetzung des "Book Of Death", also des vierten Bandes, welcher in England, Frankreich und in Spanien offenbar bereits verfügbar ist, in die Finger zu kriegen.
Bewertung: 7/10 Punkten
Eine Rezi von BurnedEyez' Review Corner
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen