Klappentext:
Früher war Stark der beste Magier von Los Angeles. Bis ein neidischer Konkurrent seine Freundin ermordete und ihn - im Wortsinn - zur Hölle schickt. Als Stark nach zehn Jahren die Flucht gelingt, kennt er nur ein Ziel: Rache. Und wer in der Unterwelt überlebt, ist eigentlich gegen jeden Gegner gewappnet. Doch neben Menschen, Engeln und Teufeln treibt noch eine weitere übermenschliche Spezies in L.A. ihr Unwesen, vor deren Macht und Bosheit alle Höllenfeuer verblassen...
Kritik:
Was
für eine Unsitte ist das eigentlich im Moment, dass so viele Bücher im
Präsens und der ersten Person geschrieben sind? Ich muss ganz ehrlich
sagen, dass mich dieser Schreibstil schon öfters von Spontankäufen auf
Grund interessanter Klappentexte abgehalten hat und ein solcher Kandidat
wäre vermutlich auch dieses Buch hier gewesen. Nun war
"Höllendämmerung" aber ein Geschenk meiner besseren Hälfte, was also
schon einmal ein sehr guter Grund dafür war, des doch zu lesen ;-).
Fazit:
Was schon vor Beginn auffällt ist
die Tatsache, dass der Verlag mit einer "in Arbeit befindlichen"
Kinoverfilmung des Titels wirbt. Nun ja, so ganz schlecht dürfte er
demnach ja schon einmal nicht sein, auf der anderen Seite gibt es aber
auch viele Verfilmungen von Schund-Literatur. Pulp also. Und genau das
ist hier wohl auch das Zauberwort, denn es stellt sich sehr schnell
heraus, dass Kadrey offenbar keineswegs die Intention hatte, einen
absolut ernsten Roman zu schreiben, sondern sich im Gegenteil ganz
bewusst auf eben jene Schiene begeben hat. Nun ja, von der Idee mag man
halten was man will, aber sie funktioniert: Da auch die Pressestimmen
schon von einem B-Movie-Roman sprechen, geht man natürlich mit der
Erwartung daran, dass man eben kein Hochglanzprodukt vorgesetzt bekommt,
sondern eher dreckige, trashige Literatur. Nun verbindet man mit Trash
ja gemeinhin eher handlungsarme und billige Atmosphäre - was sich hier
glücklicherweise nicht bestätigt. Ja, die Story selber klingt schon
erschreckend nach "The Crow", das muss man unumwunden zugeben, aber der
Autor versteht es gut, diese bekannte Story auf seine eigene, sehr
unterhaltsame Art zu erzählen. Kadrey zeichnet einen sich langsam
entwickelnden Spannungsbogen, der den Leser schließlich auch bis zum
Schluß mitreißt und dabei nur an wenigen Punkten etwas einknickt.
Nichts, was man nicht verschmerzen könnte, denn nach diesen kurzen
Durchhängern wird das Gaspedal auch wieder schnell durchgetreten und das
Buch nimmt erneut Fahrt auf. Atmosphärisch ist der Roman düster
gehalten, ohne dabei jedoch das Format der offensichtichen Vorlage zu
erreichen - muss er auch nicht, denn auch hier bietet "Höllendämmerung"
eine eigene Interpretation, die die pessimistische und misanthropische
Weltanschauung des Hauptcharakters immer wieder mit Ironie, Zynismus
weniger hintergründigen, dafür aber derben Witzen anreichert (definitv
hängen geblieben sind bei mir die Unterhaltungen zwischen Stark und
einem abgeschnittenen, aber dennoch lebendigen Kopf...). Ein
interessantes Rezept, welches auch gut verdaulich ist.
Die
Charaktere selber sind hingegen eher ein Schwachpunkt des Romans, denn
sie sind alle recht oberflächlich gehalten, der einzige über den man
mehr als nur die unbedingt notwendigen Details erklärt ist Stark selber,
mit Abstrichen vielleicht noch sein "Partner" Vidoq. Alle weiteren
Nebenakteure bleiben hingegen eben das: für die Handlung zwar notwendig,
davon ab aber nebensächlich. Hier hätte Kadrey noch ein paar
Extrapunkte sammeln können, denn für mich wäre es schon interessant
gewesen, zum Beispiel mehr über seinen Gegenspieler Mason zu erfahren.
Gut, Luzifer und Uriel sind Gestalten, die man schon kennt und nicht
noch unbedingt weiter ausstaffiert werden müssen, dennoch bleibt ein
etwas trübes Bild übrig. Was man jedoch dennoch erwähnen muss, ist die
Tatsache dass jeder auftauchende Charakter auf seine ganz eigene Art und
Weise ein bisschen... "durchgeknallt" ist, was sich gut in den
Gesamtkontext des Buches einfügt und nicht im geringsten störend wirkt.
Zwar wird in diesem Rahmen auch das eine oder andere Klischee bedient,
damit kann man aber gut leben, da die Rahmenbedingungen dadurch nicht
angegriffen werden.
Zum
Humor des Buches habe ich ja weiter oben schon etwas geschrieben, was
durchaus auch repräsentativ für "Höllendämmerung" ist. Hier wird
ebenfalls das B-Movie-Prinzip gezogen und ausgelebt. Was für viele Filme
dieser Machart gilt, ist auch für Kadreys Werk gültig: Gewalt und Humor
werden miteinander verwoben. Es wird viel getötet und gestorben und
beinahe gestorben und so weiter, allerdings sind diese Passagen nicht so
explizit geraten, wie er zuletzt bei den Bourbon Kid-Büchern der Fall
war. "Höllendämmerung" verfügt zwar immer noch über eine gewisse Härte,
diese steht hier aber weniger im Vordergrund und ist auch nicht so
storybestimmend eingebaut, von daher braucht man sich auch nicht so sehr
darauf einzustellen, man nimmt sie eher im vorbeigehen mit.
Fazit:
"Höllendämmerung"
ist trotz der ungewöhnlichen Erzählperspektive ein gelungenes Buch,
wenn man über kleine Detailmängel wie die eher flachen Charaktere und
die offensichtliche Verwandschaft des Sandmannes mit der Krähe hinweg
sehen kann. Dass es leicht trashig daher kommt, kann ich in diesem Fall
absolut nicht als Kritikpunkt nehmen, denn genau das soll die Geschichte
um Sandman Slim wohl auch sein. Ich werde jedenfalls die Augen nach dem
zweiten Band offen halten müssen.
Bewertung: 7/10 Punkten
Eine Rezension von BurnedEyez' Review-Corner
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen