Vincent Voss – Faulfleisch
Broschiert: 347 Seiten
Verlag Torsten Low
1. Auflage (29. November 2012)
Preis: 13,90 EUR
Verlag Torsten Low
1. Auflage (29. November 2012)
Preis: 13,90 EUR
Das Rezensionsexemplar wurde freundlicherweise vom Verlag zur Verfügung gestellt.
Inhaltszusammenfassung:
Liam Hellwig ist erst vor Kurzem nach
Wakendorf II gezogen und versucht sich nun an das ruhige Dorfleben zu
gewöhnen. Als er die Gegend erkundet, trifft er auf einem alten
Bauernhof einen nackten und gefesselten Mann. Die Erklärung Sado-Maso
ist zwar nachvollziehbar, lässt Liam aber keine Ruhe. Er beginnt, zu
ermitteln und stößt dabei auf die unglaublichsten Dinge. Natürlich
scheint ihm der Begriff “Zombie” erst einmal unglaublich, doch die
Ereignisse beginnen sich zu überschlagen.
Kritik:
Und wieder einmal haben wir einen dieser
Fälle. Ein kleiner, unbekannter Verlag und ein mir bis zu diesem
Zeitpunkt noch unbekannter Autor. In der Vergangenheit bin ich mit
dieser Kombination bereits sehr gut gefahren und dank anderer Rezensionen lag die Vermutung nahe, dass ich auch dieses Mal ein ansprechendes Buch in der Hand halte.
Der Klappentext offenbart es schon
direkt (und das mit einem freundlichen Gruß an Romeros “Dawn Of The
Dead”), dass es sich bei “Faulfleisch” um einen Zombie-Roman handelt.
Ich muss offen gestehen, dass ich das ein bisschen schade finde, denn
die Geschichte ist zu Beginn sehr geschickt aufgebaut, man könnte also
direkt vermuten, dass sie sich in eine andere Richtung entwickeln
könnte. So nimmt man eine potentiell doch überraschende Wendung leider
schon vorweg. Punkten kann Autor Vincent Voss dafür mit seinem Buch aber
vor allem was die Punkte “Spannung” und “Atmosphäre” angeht. Zu Beginn
entwickelt sich “Faulfleisch” zunächst noch gemächlich, denn anders als
in vielen Werken mit dem gleichen Grundthema setzt man hier nicht
voraus, dass sich die große Katastrophe bereits abgespielt hat, sondern
beschäftigt sich mit dem Motto “Wehret den Anfängen”. Dadurch dauert es
natürlich etwas länger, bis tatsächlich die ersten Untoten auftauchen,
aber auch die Strecke dorthin ist in bester Thriller-Manier nicht
langweilig. Auf die Atmosphäre bezogen war es zweifelsfrei ein
geschickter Schachzug, als Haupthandlungsort die eigene Heimat zu
wählen, denn so gelingt es Voss, die Orte sehr plastisch zu beschreiben
und im Kopf des Lesers ein eigenes Bild von Wakendorf II entstehen zu
lassen. Dazu wird in den Gesprächen gerne auch der typisch Norddeutsche
Slang & Dialekt benutzt, was natürlich zu einem Regionalroman sehr
gut passt. Löblicherweise wird das aber nicht so überstrapaziert wie es
zum Beispiel bei “Bighead” der Fall war. Sehr gefallen hat mir das Ende
des Romans, auch wenn ich gestehen muss, dass ich es irgendwie habe
kommen sehen.
Die Charakterzeichnung in “Faulfleisch”
ist gelungen, man hat das Gefühl es mit “Menschen wie du und ich” zu tun
zu haben. Zwar beschränkt sich Voss in seinem Werk darauf, die
Handlungsträger mit einem umfangreichen Hintergrund auszustatten, lässt
es sich dabei aber nicht nehmen, auch zu den Nebenakteuren zumindest
rudimentäres Hintergrundwissen zu vermitteln. Mehr ist offen gestanden
auch nicht nötig, denn der Begriff “Nebencharaktere” ist durchaus sehr
wörtlich zu nehmen. Sie bringen die Handlung voran, haben damit ihre
Funktion erfüllt und werden dann mehr oder weniger im sehr schnellen
Finale des Buches verheizt. Der Hauptcharakter Liam wird aber durch den
großzügigen Hintergrund zu einem Sympathieträger, mit dessen Problemen
(welche sich nicht nur auf die Untoten beschränken) und Wünschen man
sich durchaus identifizieren kann. Auch sein Freund Tim, der eine nicht
unwesentliche Rolle spielt, ist gut ausstaffiert, auch wenn ihm nicht
unbedingt eine sympathische Rolle zugestanden werden kann. Aber gerade
das macht ihn für die Geschichte wichtig.
Stilistisch kann man sich über Voss
nicht beschweren. Zwar merkt man an einigen Stellen noch, dass es sich
bei ihm nicht um jemanden mit einem umfangreichen literarischen
Hintergrund handelt (“Faulfleisch” ist nach “172,3″ sein zweiter Roman),
aber das stört den Lesefluss nur bedingt. Sicherlich, es gibt noch
etwas Spielraum nach oben, aber auf der anderen Seite habe ich schon
wesentlich schlechteres auch von deutlich bekannteren Autoren gesehen.
Wie ich weiter oben bereits sagte, fand ich dafür den nett umgesetzten
Regional-Aspekt sehr ansprechend und gut zum Buch passend, besonders
weil ich ebenfalls einige Jahre im Norden gelebt habe und dadurch
vielleicht noch einmal etwas deutlicher die Landschaft und den für die
Gegend typischen Baustil vor Augen hatte.
Fazit:
“Faulfleisch” ist ein Zombieroman, der
sich mit den Anfängen einer Apokalypse beschäftigt und zum Ende hin sehr
deutlich macht, wie schnell sich ein solches Virus verbreiten könnte.
Sehr plastisch im Hohen Norden angesiedelt, sollten aber nicht nur
Nordlichter sondern Zombie-Fans im Allgemeinen dem Buch eine Chance
geben. Wenn man einige wenige Stilblüten überlesen kann, wird man dann
sicherlich seinen Spaß mit “Faulfleisch” haben.
Bewertung: 7/10 Punkten
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen