Sonntag, 28. April 2013

Faulfleisch

Vincent Voss – Faulfleisch





Broschiert: 347 Seiten
Verlag Torsten Low
1. Auflage (29. November 2012)
Preis: 13,90 EUR
Das Rezensionsexemplar wurde freundlicherweise vom Verlag zur Verfügung gestellt.

Inhaltszusammenfassung:
Liam Hellwig ist erst vor Kurzem nach Wakendorf II gezogen und versucht sich nun an das ruhige Dorfleben zu gewöhnen. Als er die Gegend erkundet, trifft er auf einem alten Bauernhof einen nackten und gefesselten Mann. Die Erklärung Sado-Maso ist zwar nachvollziehbar, lässt Liam aber keine Ruhe. Er beginnt, zu ermitteln und stößt dabei auf die unglaublichsten Dinge. Natürlich scheint ihm der Begriff “Zombie” erst einmal unglaublich, doch die Ereignisse beginnen sich zu überschlagen.

Kritik:
Und wieder einmal haben wir einen dieser Fälle. Ein kleiner, unbekannter Verlag und ein mir bis zu diesem Zeitpunkt noch unbekannter Autor. In der Vergangenheit bin ich mit dieser Kombination bereits sehr gut gefahren und dank anderer Rezensionen lag die Vermutung nahe, dass ich auch dieses Mal ein ansprechendes Buch in der Hand halte.


Der Klappentext offenbart es schon direkt (und das mit einem freundlichen Gruß an Romeros “Dawn Of The Dead”), dass es sich bei “Faulfleisch” um einen Zombie-Roman handelt. Ich muss offen gestehen, dass ich das ein bisschen schade finde, denn die Geschichte ist zu Beginn sehr geschickt aufgebaut, man könnte also direkt vermuten, dass sie sich in eine andere Richtung entwickeln könnte. So nimmt man eine potentiell doch überraschende Wendung leider schon vorweg. Punkten kann Autor Vincent Voss dafür mit seinem Buch aber vor allem was die Punkte “Spannung” und “Atmosphäre” angeht. Zu Beginn entwickelt sich “Faulfleisch” zunächst noch gemächlich, denn anders als in vielen Werken mit dem gleichen Grundthema setzt man hier nicht voraus, dass sich die große Katastrophe bereits abgespielt hat, sondern beschäftigt sich mit dem Motto “Wehret den Anfängen”. Dadurch dauert es natürlich etwas länger, bis tatsächlich die ersten Untoten auftauchen, aber auch die Strecke dorthin ist in bester Thriller-Manier nicht langweilig. Auf die Atmosphäre bezogen war es zweifelsfrei ein geschickter Schachzug, als Haupthandlungsort die eigene Heimat zu wählen, denn so gelingt es Voss, die Orte sehr plastisch zu beschreiben und im Kopf des Lesers ein eigenes Bild von Wakendorf II entstehen zu lassen. Dazu wird in den Gesprächen gerne auch der typisch Norddeutsche Slang & Dialekt benutzt, was natürlich zu einem Regionalroman sehr gut passt. Löblicherweise wird das aber nicht so überstrapaziert wie es zum Beispiel bei “Bighead” der Fall war. Sehr gefallen hat mir das Ende des Romans, auch wenn ich gestehen muss, dass ich es irgendwie habe kommen sehen.

Die Charakterzeichnung in “Faulfleisch” ist gelungen, man hat das Gefühl es mit “Menschen wie du und ich” zu tun zu haben. Zwar beschränkt sich Voss in seinem Werk darauf, die Handlungsträger mit einem umfangreichen Hintergrund auszustatten, lässt es sich dabei aber nicht nehmen, auch zu den Nebenakteuren zumindest rudimentäres Hintergrundwissen zu vermitteln. Mehr ist offen gestanden auch nicht nötig, denn der Begriff “Nebencharaktere” ist durchaus sehr wörtlich zu nehmen. Sie bringen die Handlung voran, haben damit ihre Funktion erfüllt und werden dann mehr oder weniger im sehr schnellen Finale des Buches verheizt. Der Hauptcharakter Liam wird aber durch den großzügigen Hintergrund zu einem Sympathieträger, mit dessen Problemen (welche sich nicht nur auf die Untoten beschränken) und Wünschen man sich durchaus identifizieren kann. Auch sein Freund Tim, der eine nicht unwesentliche Rolle spielt, ist gut ausstaffiert, auch wenn ihm nicht unbedingt eine sympathische Rolle zugestanden werden kann. Aber gerade das macht ihn für die Geschichte wichtig.

Stilistisch kann man sich über Voss nicht beschweren. Zwar merkt man an einigen Stellen noch, dass es sich bei ihm nicht um jemanden mit einem umfangreichen literarischen Hintergrund handelt (“Faulfleisch” ist nach “172,3″ sein zweiter Roman), aber das stört den Lesefluss nur bedingt. Sicherlich, es gibt noch etwas Spielraum nach oben, aber auf der anderen Seite habe ich schon wesentlich schlechteres auch von deutlich bekannteren Autoren gesehen. Wie ich weiter oben bereits sagte, fand ich dafür den nett umgesetzten Regional-Aspekt sehr ansprechend und gut zum Buch passend, besonders weil ich ebenfalls einige Jahre im Norden gelebt habe und dadurch vielleicht noch einmal etwas deutlicher die Landschaft und den für die Gegend typischen Baustil vor Augen hatte.

Fazit:
“Faulfleisch” ist ein Zombieroman, der sich mit den Anfängen einer Apokalypse beschäftigt und zum Ende hin sehr deutlich macht, wie schnell sich ein solches Virus verbreiten könnte. Sehr plastisch im Hohen Norden angesiedelt, sollten aber nicht nur Nordlichter sondern Zombie-Fans im Allgemeinen dem Buch eine Chance geben. Wenn man einige wenige Stilblüten überlesen kann, wird man dann sicherlich seinen Spaß mit “Faulfleisch” haben.
Bewertung: 7/10 Punkten

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