Samstag, 16. März 2013

Das Motel

Brett McBean - Das Motel (Festa, April 2012)
OT: The Last Motel
350 Seiten, Taschenbuch, 13,95 EUR



Inhaltszusammenfassung:
Die Vorzeichen sind unverkennbar: ein Sturm zieht auf. Das Lodgepole Pine Motel, eigentlich nur selten besucht, erlebt in dieser Nacht einen Besucheransturm, wie es ihn schon lange nicht mehr gesehen hat. Was keiner der Gäste weiß: das Schicksal hat sie alle auf eine gewisse Art miteinander verbunden. Und plötzlich explodiert das Pulverfass, auf dem sie alle sitzen.

Kritik:
Ich habe ein paar Anläufe gebraucht, um “Das Motel” tatsächlich endlich einmal zu lesen. Auch hier gilt, wie für viele Romane aus meiner Sammlung, dass ich ihn in erster Linie auf Grund des Klappentextes und des doch recht anschaulichen Covers erstanden habe. Gut, mittlerweile darf man wohl auch sagen, dass der Festa-Verlag ein weiteres ausschlaggebendes Kriterium war. Alles in allem also eher oberflächliche Gründe, um ein Buch zu lesen…




Einleitend darf man wohl direkt sagen, dass der gute Mr. McBean sein Handwerk versteht. Er hat sich für sein Werk zwar recht offensichtlich bei diversen filmischen Vorlagen bedient, vor allem was das Setting angeht (Camp Crystal Lake anyone?), aber das kann man unter bestimmten Umständen gepflegt übersehen. Einer dieser Umstände ist, wenn man das bekannte Setting dazu nutzt, einen spannenden Roman auf die Beine zu stellen, der sich trotz der Vorlage eine gewisse Eigenständigkeit an den Tag legt. Und das tut er zweifelsfrei.  Zwar finden sich auch an ein paar anderen Ecken durchaus Situationen, in denen man denkt “Das kenne ich doch schon irgendwie”, aber der Autor verpackt das ganze gut und legt dabei eine Spannung an den Tag, die sich tatsächlich vom Anfang bis zum Ende durchzieht. Zwar verzichtet er hierbei auf großartige Steigerungen oder Spitzen, was jedoch zu vernachlässigen ist, denn auch so bewegt sie sich durchweg auf einem sehr angenehmen Niveau. Auch atmosphärisch gibt es keine Ausfälle, McBeans “Das Motel” holt das Optimum aus der verlassenen Berggegend um das Lodgepole Pine Motel heraus und punktet dabei zusätzlich mit dem kranken Spiel des psychopathischen Killers, welches sich sehr plastisch darstellt. Gelungen! Sehr schön fand ich auch den Ansatz, die Geschichte eines jeden Protagonisten(-Paares) seperat in Rückblenden abzuwickeln, die immer wieder die angespannte Situation im Motel unterbrechen und damit auch den Stoff an sich etwas auflockern. Nicht falsch verstehen: natürlich haben es auch die Flashback-Stories immer noch in sich.

Die Charaktere könnten eigentlich unterschiedlicher nicht sein, sind dabei zumeist jedoch sehr gut getroffen. Zwar fehlte mir teilweise ein echter Sympathieträger (ich konnte mich mit der Motel-Inhaberin Madge nicht sonderlich gut identifizieren), was sich jedoch zum Schluß hin auch änderte. Lediglich der Psychopath Wayne erschien mir oftmals schon etwas übermächtig dargestellt und auch der weibliche Part des ebenfalls im Hotel eingecheckten Ehepaares war nicht immer glaubwürdig und teilweise etwas sprunghaft in ihren Handlungsweisen. Dennoch kann man auch hier unterm Strich sagen, dass man unter’m Strich eine recht runde Sache vorfindet.

Stilistisch fällt es recht schwer, McBean einzuordnen. Auf der einen Seite liefert er sehr gute und klassische Thriller-Kost, die schön auf den Punkt geschrieben ist. Auf der anderen Seite gibt´s da dann aber die schon ans pornografisch grenzenden Vergewaltigungspassagen, die wirklich sehr anschaulich und detailliert daher kommen. Ebenfalls nicht zu verachten sind die Gewaltspitzen, die McBean immer wieder einstreut. Zwar erreicht er in beiden Punkten nicht das oftmals schon sehr kranke Niveau eines Edward Lee, ist aber meines Erachtens nach immer noch recht weit vorne mit dabei. Dass es bei “Das Motel” nicht so sehr in die vollen geht, tut dem Buch aber gut, denn so bleibt es glaubwürdig und wirkt nicht überzogen und gewollt abartig. Die angeführten Passagen fügen sich grundsätzlich stimmig in die Geschichte ein und wirken deswegen nicht selbstzweckhaft und konstruiert.

Fazit:
“Das Motel” ist ein rundum gelungener Psycho-Thriller, der Freunden des Genres uneingeschränkt ans Herz gelegt werden kann. Zwar wäre mir bei ein paar Figuren noch etwas mehr Glaubwürdigkeit lieb gewesen, den Lesespaß hat das aber nur bedingt getrübt.

Bewertung: 8/10 Punkten

Eine Rezension von www.review-corner.de

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