erschienen im Script5 Verlag
Inhalt:
Der Frühling kehrt zurück nach Mercy Falls und mit dem Winter streifen
die Wölfe ihre Pelze ab. Sam, nun fest in seiner menschlichen Haut
verankert, hat die vergangenen Monate nur auf diesen Moment gewartet:
Grace Rückkehr aus dem Wald. Doch ihr Glück währt kurz. Als man ein
Mädchen findet, das von Wölfen getötet wurde, verfällt Mercy Falls in
Hysterie. Auf einer Treibjagd sollen die Wölfe ein für alle Mal
ausgerottet werden. Nun ist es an Sam, sein Rudel, seine Familie zu
retten. Zusammen mit Grace, Cole und Isabel fasst er einen verzweifelten
Plan: Sie wollen die Wölfe umsiedeln, in ein Waldgebiet weit entfernt
von menschlichen Siedlungen. Sam weiß, dass er dafür einen hohen Preis
zahlen wird. Denn damit das Rudel ihm folgt, muss er seine menschliche
Gestalt aufgeben.
Kritik:
Endlich habe ich es auch geschafft, den dritten Teil der Trilogie um die Wölfe von Mercy Falls zu lesen. Im Gegensatz zu den beiden Vorgängern hab ich sogar verhältnismäßig lange gebraucht. Ich hab zwar nicht auf die Zeit geachtet, aber es war mindestens eine Woche, weil ich zwischendurch keine Ambitionen verspürte, das Buch zur Hand zu nehmen. Es lag nicht daran, dass es schlecht war, sondern einfach daran, dass mir die Zeit ein wenig fehlte und die Motivation, denn der dritte Band schwächelt dann meiner Meinung nach doch erheblich.Um das zu erläutern werde ich vielleicht spoilern müssen, aber das werde ich vorher ankündigen. Leider hat mich dieser Teil nicht wirklich überzeugt, so dass ich mir einen weiteren Teil wünschen würde, um die Dinge in Ordnung zu bringen. Und normalerweise kann ich mich recht gut damit abfinden, wenn etwas zu Ende ist.
Die Geschichte setzt nahtlos dort an, wo der zweite Teil aufgehört hat. Grace ist ein Wolf und Sam wartet sehnsüchtig darauf, dass sie zurückkehrt, schließlich scheint er inzwischen in seiner menschlichen Haut verankert sein. Die Lage spitzt sich zu, als Isabels Vater aus Rachegedanken um seinen Sohn Jack eine Treibjagd auf die Wölfe organisieren will, erst recht als ein totes Mädchen im Wald gefunden wird, offenbar von Wölfen angegriffen und getötet. Als Grace zurück kommt, fassen sie, Sam, Cole und Isabel den Plan, die Wölfe umzusiedeln. Aber ihnen rennt die Zeit davon, denn nicht nur ein Termin für die Treibjagd steht schnell fest, sondern er wird auch noch überraschend vorverlegt. Zudem hat Sam damit zu kämpfen, dass aller Augen auf ihn gerichtet sind, schließlich sind in den letzten Monaten gleich zwei Mädchen aus seinem Dunstkreis verschwunden, und er steht unter Verdacht, etwas damit zu tun zu haben, denn die Einwohner von Mercy Falls wissen nicht, dass Olivia und Grace Wölfe sind und zurückkehren werden. Hat sich Maggie Stiefvater im ersten Band noch hervorragend darauf verstanden, die zarten und doch so intensiven Bande zwischen Sam und Grace einfühlsam und fesselnd in den Fokus zu rücken und einen Spannungsbogen darum aufzubauen, ob es den beiden gelingt, zusammen zu bleiben oder ob Sam für immer zum Wolf wird, wirkt die Geschichte hier etwas konstruiert. Selbst der zweite Band blieb spannend, auch wenn sich hier bereits kleine Schwachstellen zeigten.
Spannend ist auch diese letzte Geschichte um die Wölfe und die Menschen, die sie sind und mit denen sie leben. Daran liegt es nicht, aber es gab hier deutlich Einrisse in der Spannung, wenngleich der rote Faden auch immer wieder gefunden wurde. Wo soll ich anfangen? Zunächst einmal bei Sam und Grace, immerhin sind sie die Protagonisten des Romans. Sam und Grace ereilt für mich ein wenig das gleiche Schicksal wie schon so viele Film-, Serien- und Buchpaare zuvor: sie gehen einem auf die Nerven. Es ist hier nicht extrem ausgeprägt, aber es ist doch ein Schwachpunkt. Allzu lang werden die Passagen, in denen sie darüber nachdenken, was sie einander bedeuten, was sie nur ohne den anderen machen würden, wie sie sich fühlen, wenn der andere nicht da ist. Irgendwann rollt man dann schon automatisch mit den Augen. Eine weitere Wunde ist sicher, dass die Geschichte wirkt, als hätte man sie mit Gewalt an den Haaren herbei gezogen, weil man sich bewusst war, dass dies der letzte Teil war und man deshalb alle losen Enden irgendwie verbinden musste. Allzu hart werden Lösungen aufgezeigt, ohne das Feingefühl, dass den Büchern sonst anheim war. (Achtung Spoiler!) Wusste man in einem Moment noch nicht, wohin mit den Wölfen, tauchte plötzlich im nächsten Moment der gute Cop auf, der rein zufällig auf das Geheimnis der Wölfe gekommen ist und rein zufällig gar nicht beeindruckt ist und rein zufällig ein riesiges Stück Gelände hat, eine ehemalige Ferienanlage, die rein zufällig scheinbar keinen Wert für ihn hat und nicht genutzt wird, aber offenbar das Paradies für Wölfe darstellt. (Spoiler Ende!) Hinzu kam, dass man eben das Gefühl hatte, man wollte die Geschichte in aller Eile und mit Gewalt vom Zaun brechen, was zwar einerseits passt, denn schließlich läuft den Protagonisten mal wieder die Zeit davon. Andererseits wirkt es eben auch wie gewollt. Die größte Schwachstelle ist meiner Meinung nach jedoch das Ende. Ich bin ohnehin kein Freund von offenen Enden, doch hier hat es mich sehr geärgert. Was sollte das? Wollte man sich die Option offen halten, einen Nachfolger zu schreiben? Wenn ja, nur zu, vielleicht bringt man die Geschichte damit doch noch zu einem würdigeren Ende.
Kommen wir noch kurz zu den Charakteren. Grace und Sam habe ich eingangs bereits erwähnt, aber ich möchte Sam noch einmal gesondert erwähnen. Denn so sensibel und schwach er in den Vorgängern manchmal doch wirkt, so sehr wächst er jetzt über sich hinaus, aber nicht auf brachiale Art und Weise, sondern ebenfalls eher ruhig und sensibel. Hier hat Maggie Stiefvater das richtige Tempo gefunden. Besonders erwähnenswert sind noch Cole und Isabel, die vermutlich der Grund sind, warum man so gut bei der Stange bleibt, denn ihre Begegnungen miteinander und das, was sich zwischen ihnen entwickelt, lockern das Buch sehr auf und bringen einen mal wieder zum Schmunzeln. Ich habe in vielen Kritiken gelesen, dass man unzufrieden war mit den Auftritten der beiden, zu wenige waren es, zu bedeutungslos. Aber meiner Meinung nach wurde auch hier alles richtig gemacht. Wieso hätte auch die unbeschreiblich große Gefühlswelt bei zwei Charakteren ausbrechen sollen, die ihre Gefühle sonst so gut unter Verschluss halten? Alle anderen Charaktere wirken in dem Roman diesmal sehr blass und bleiben rar gesäht und auf der Strecke. Manchmal war es sogar so, dass man sich unwillkürlich fragte, wo denn all die anderen Wölfe seien, die sich doch eigentlich auch im Frühling wieder in Menschen verwandeln müssten.
Fazit:
Leider hat mich In deinen Augen gar nicht überzeugt, zumindest nicht so sehr wie die beiden ersten Bände. Zu gewaltsam wollte man hier eine großartige Geschichte zu einem Ende bringen. Die Charaktere fangen teilweise an zu langweilen, viel zu viele Fragen lässt das Buch zurück, das Ende ist spannend, wirkt dann aber im Ausklang doch wieder lieblos. Natürlich sollte man den Abschluss gelesen haben, keine Frage, aber hier geht eine würdige Trilogie unwürdig zu Ende, so dass Maggie Stiefvater vielleicht doch noch einmal überlegen sollte, eine Fortsetzung zu schreiben. Ich gebe die Hoffnung nicht auf. Leider sinkt die Wertung aber auch dadurch.
Bewertung: 6/10 Punkten
oder
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