Montag, 4. Februar 2013

Ruht das Licht

Maggie Stiefvater - Ruht das Licht (2011)

erschienen im Script5 Verlag


Inhalt:

Obwohl alles verloren schien, ist Sam zu Grace zurückgekehrt. Er hat den Wolf in sich besiegt und jetzt liegt ein ganzes Leben in seiner Menschengestalt vor ihm. Doch nun ist es Grace, deren Zukunft ungewiss erscheint. Sie, die sich ihrer menschlichen Haut immer so sicher war, hört nachts die Stimmen der Wölfe und weiß: Sie rufen nach ihr.

Wogegen Grace sich mit aller Macht wehrt, wäre Cole hochwillkommen. Cole wünscht sich nur eines: Vergessen. Vergessen, wer er ist. Vergessen, was er getan hat. Die Wolfshaut ist seine Zuflucht. Doch trotz der eisigen Kälte gelingt es ihm nicht, die Wolfsgestalt dauerhaft anzunehmen.

Als Coles Vergangenheit ihn einholt und sich immer mehr neugierige Augen auf die Wölfe richten, muss Sam zusehen, wie seine Welt zerbricht: Das Rudel schwebt in größter Gefahr und Grace hält nur noch die Liebe zu ihm in ihrem menschlichen Leben. Sam ahnt, dass der Wolf in ihr eines Tages siegen wird.

Kritik:

An den zweiten Band geht man immer mit gewissen Erwartungen ran. Bei mir ist es nicht so, dass der erste Band mich wahnsinnig begeistert hat und ich das gleiche vom Nachfolger erwarte. Viel mehr ist es meiner Erfahrung nach so, dass der Nachfolger schwächelt, und das erwarte ich dann auch. Ich kann das in diesem Fall weder dementieren noch bestätigen, obwohl ich ihn selbstverständlich gelesen habe. Ja, der zweite Band der Reihe um die Wölfe von Mercy Falls schwächelt ebenfalls, aber nicht so extrem wie erwartet. Man muss ein paar kleine Abstriche machen, aber alles in allem muss man dann doch sagen, dass Maggie Stiefvater die Fortsetzung gelungen ist und den Leser natürlich fesselt und dazu bringt den dritten Band auch lesen zu wollen.



Worum es im Groben geht, wissen wir ja nun schon aus dem ersten Band. Die Werwölfe von Mercy Falls verwandeln sich in der warmen Jahreszeit zurück in ihre menschliche Gestalt, während sie im Winter in ihrer Wolfsgestalt gefangen sind. Irgendwann, nach einigen Jahren, hören sie auf, sich zu verwandeln und bleiben für den Rest ihres Lebens Wölfe. Sam ist einer von ihnen gewesen, doch er scheint geheilt zu sein. Grace hingegen wurde als Kind von den Wölfen gebissen. Ein Biss reicht aus, um mit dem Wolfsgift infiziert zu werden. Aber Grace hat sich durch eine Verkettung von Umständen (ob sie glücklich sind oder nicht, sei einmal dahin gestellt), nie verwandelt. Erst jetzt, 6 Jahre später, scheint der Wolf in ihr durchbrechen zu wollen. Sie zeigt die Symptome einer Verwandlung, die Übelkeit, die Schmerzen, den Geruch, und jeder ahnt, dass mit Grace etwas nicht stimmt, wagt sich aber nicht, es aussprechen. Als Grace jedoch nach totem Wolf riecht und anfängt aus der Nase zu bluten und Blut zu erbrechen, rennt wieder einmal die Zeit davon. Soviel zur Story. Sie ist auch dieses Mal wieder spannend aufgebaut, und der Stil, die Kapitel aus den Sichtweisen der unterschiedlichen Protagonisten zu erzählen, wurde wie im ersten Band auch beibehalten. Anders als im ersten Band, in denen nur Grace und Sam ihre Geschichte erzählt haben, hat Maggie Stiefvater jetzt auch Isabel ins Boot geholt, die in "Nach dem Sommer" nur eine Nebenrolle spielte, und zudem Cole als neuen Charakter eingeführt. Dadurch wird man doch neugierig, denn natürlich wird auch die Geschichte dieser beiden intensiver erzählt. Die Geschichte wirft anfangs Fragen auf, über die man sich durchaus auch mal schrecklich aufregen kann. Zum Beispiel die, warum Grace erst jetzt Symptome zeigt. Allerdings werden diese Fragen im Lauf der Geschichte doch geklärt, anders als vielleicht erwartet, und das fand ich überraschend gut.

Abstriche muss der Roman nicht an seiner Story machen, das ist es nicht. Vielmehr liegt es an den Charakteren. Natürlich haben sich Grace und Sam nicht wirklich verändert. Sie sind immer noch genauso liebenswert wie im ersten Band, wobei ich gestehen muss, dass Grace in diesem Band sogar noch etwas mehr Farbe bekommen hat. Dafür lässt Sam minimal nach, denn es wird so oft auf seine Vergangenheit und seine daraus resultierende arme, gequälte Seele eingegangen, dass es manchmal daran grenzt, einem auf die Nerven zu gehen. Ebenso unverständlich sind einem Graces Eltern, die ihr Kind scheinbar jahrelang sich selbst überlassen haben, weil sie mit ihrem eigenen Leben beschäftigt waren, und dann ganz plötzlich von heut auf morgen entdecken, dass sie ja Eltern sind und ein Kind haben. Vielleicht schlug da auch nur die Mutter in mir durch, das kann ich nicht sagen, aber dieser Umstand lässt sich etwas abmildern, wenn man versucht, die Dinge aus ihrer Sicht zu sehen, denn sie wissen nicht, was vor sich geht, sie wissen nichts von den Wölfen oder was es mit Sam auf sich hat. Als Leser ist man ja schließlich in alles eingeweiht. Viel raus gerissen haben dagegen Isabel und Cole, die eine so intensive Hassleidenschaft füreinander empfinden, dass es schon wieder erfrischend ist und man ein ums andere Mal doch schmunzeln musste. Zunächst dachte man, dass man mit Cole eine ähnlich gequälte Seele vor sich hat, wie Sam es ist, ein Duplikat quasi, aber man irrt sich, denn im Gegensatz zu Sam ist Cole einfach nur abgestumpft und leer, auf der anderen Seite aber so voller Leben, dass er ansteckend ist.

Fazit:

Wer "Nach dem Sommer" gelesen hat, sollte auch den zweiten Band lesen, denn die Geschichte ist neu und erfrischend, die Werwölfe anders gezeichnet als üblich, die wissenschaftlichen Erklärungen (auch wenn sie in der Realität sicher nicht anwendbar sind) sind neu und trotzdem schlüssig. Wer den ersten Band nicht gelesen hat, sollte das schleunigst nachholen. Hier macht ein Fantasy Fan definitiv nichts verkehrt. Maggie Stiefvater hat hier einen Nachfolger geschaffen, der des ersten Bandes würdig ist und nicht so viele Schwachstellen aufweist wie manch anderer Roman mit dem Stempel "2. Teil einer Trilogie". Es werden wieder genug lose Enden gelassen, um den dritten Band "In deinen Augen" einzuleiten, an dem ich persönlich auch schon dran bin. Unbedingt lesen!

Bewertung: 7/10 Punkten

oder


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