Donnerstag, 31. Januar 2013

Nach dem Sommer

Maggie Stiefvater - Nach dem Sommer (2010)

erschienen im Script5 Verlag


Klappentext:

Jeden Winter wartet Grace darauf, dass die Wölfe in die Wälder von Mercy Falls zurückkehren - und mit ihnen der Wolf mit den goldenen Augen. Ihr Wolf.

Ganz in der Nähe und doch unerreichbar für sie lebt Sam ein zerrissenes Leben: In der Geborgenheit seines Wolfsrudels trotzt er Eis, Kälte und Schnee, bis die Wärme des Sommers ihn von seiner Wolfsgestalt befreit. In den wenigen kostbaren Monaten als Mensch beobachtet er Grace von fern, ohne sie jemals anzusprechen - bevor die Kälte ihn wieder in eine andere Gestalt zwingt.

Doch in diesem Jahr ist alles anders: Sam weiß, dass es sein letzter Sommer als Mensch sein wird. Es ist September, als Grace den Jungen mit dem bernsteinfarbenen Blick erkennt und sich verliebt. Doch jeder Tag, der vergeht, bringt den Winter näher - und mit ihm den endgültigen Abschied.



Kritik:

Und da ist er auch schon, der nächste Roman von Maggie Stiefvater, den ich mir vorgeknöpft habe. Nachdem "Rot wie das Meer" schon so gut bei mir ankam, habe ich mir vorgenommen, auch die Trilogie um die Wölfe von Mercy Falls zu lesen. Lange Zeit habe ich einen Bogen darum gemacht, weil ich mir dachte, dass die Thematik ja nun nicht neu ist und einfach auf den guten, alten Twilight-Hype-Zug aufspringt. Aber - so viel kann ich schon einmal verraten - ich habe es nicht bereut, doch noch nachgegeben zu haben und meine Befürchtungen haben sich nicht bewahrheitet. Auch wenn das Buch für mich nicht an "Rot wie das Meer" heran reicht, hab ich es doch ähnlich inhaliert. Und lese inzwischen am zweiten Band. Aber ich will nicht vorweg greifen.

Die Geschichte ist vielleicht in ihren Grundfesten nicht unbedingt neu. Mädchen und Werwolf verlieben sich ineinander. So weit, so gut. Aber hier handelt es sich nicht um die Klischee-Werwölfe von nebenan, die sich im Mondschein zu reißenden Bestien verwandeln. Hier verwandeln sich Menschen in einfache Wölfe, abhängig von der Jahreszeit und der Temperatur. Im Winter wandeln sie als Wölfe durch die Wälder, im Sommer als Menschen durch die Ortschaft. Grace wird als kleines Mädchen von den Wölfen angegriffen, überlebt aber, da Sam in seiner Wolfsgestalt sie rettet. Fortan beobachtet er sie aus der Ferne, während sie ihn, "ihren Wolf", wie sie nennt, beobachtet. Jahre vergehen, in denen Grace ihren Wolf im Sommer schmerzlich vermisst, nicht ahnend, dass er sie auch in seiner menschlichen Gestalt nie aus den Augen verliert. Doch dann lernen sich die beiden doch kennen, stehen sich gegenüber, ein Junge und ein Mädchen. Und natürlich verlieben sie sich ineinander. Doch Grace ahnt nicht, dass es Sams letzter Sommer als Mensch sein wird, denn irgendwann hören die Wölfe auf, sich in Menschen zu verwandeln und bleiben in ihrer Wolfsgestalt verankert. Sam spürt, dass es sein letzter Sommer ist, und so beginnt ein Wettrennen gegen die Zeit. Mehr will ich an dieser Stelle auch nicht verraten, um nicht zu spoilern, aber so viel sei gesagt: die Geschichte bleibt zu jedem Zeitpunkt wahnsinnig spannend. Man fiebert mit den beiden und wünscht sich so sehr, dass ein Wunder geschehen würde.

Die Charaktere hat Maggie Stiefvater wieder einmal liebevoll gezeichnet, und meiner Meinung nach ist sie dabei auch etwas detaillierter vorgegangen, denn manch ein Nebencharakter bekommt durch eine Vergangenheitsgeschichte eben doch mehr Tiefe und auch Verständnis vom Leser, was hier auch gut und wichtig ist. Was mich ein wenig gestört hat, ist, dass Sam etwas weich gezeichnet wurde, aber das tut dem Lesespaß keinerlei Abbruch, vor allem, weil es auch ein minimaler Eindruck ist. Auf der anderen Seite war die Sensibilität, mit der er alles empfindet und tut, nötig, um deutlich zu machen, in welchem Zwiespalt er sich befindet, wie zerrissen er ist und wie er seinen einzelnen Gestalten gegenüber steht. Grace ist nicht etwa wie Bella etwas besonderes, obwohl sie in Wirklichkeit total langweilig ist, sondern sie wird zu etwas besonderem durch den Vorfall mit den Wölfen, als sie ein kleines Mädchen war. Wie sich das auswirkt, lass ich an dieser Stelle aber offen. Auf jeden Fall ist sie eine weibliche Protagonistin, die einem nicht unentwegt mit ihrem Herzschmerz auf die Nerven geht, und das fand ich erfrischend positiv. Auch die Nebencharaktere, wie etwa Olivia, Rachel, Beck und am Ende auch Isabel überzeugen und machen neugierig, so dass man sich wünscht, sie im Folgeband wiederzusehen.

Fazit:

"Nach dem Sommer" reicht für mich, wie eingangs schon erwähnt, nicht an "Rot wie das Meer" heran, aber es ist dennoch ein Roman, den man als Fantasy-Fan gelesen haben sollte. Ja, es ist sogar ein Buch, dass ich sicher in einigen Monaten oder Jahren noch einmal zur Hand nehme und erneut lese. Die Werwolf-Geschichte ist nicht neu, aber Maggie Stiefvater hat es geschafft, ihr einen neuen Anstrich zu geben. Außerdem überzeugt sie mit ihren Charakteren, die man beinahe alle sympathisch findet und die einen neugierig machen. Einen besonderen Zauber, dieses namenlose Etwas, das einen an ein Buch fesselt, hat auch dieser Roman, so dass ich ihn uneingeschränkt empfehlen würde. Und genau am heutigen Tag wird auch der dritte Band in meinen Besitz wandern, wenn ich nachher den Buchhändler meines Vertrauens aufsuche.

 Bewertung: 8/10 Punkten

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