Kristy McKay – Untot. Lauf, solange du noch kannst (2012)
Erschienen im Chicken House Verlag
Klappentext:
Endlich ist dieser grässliche 
Ski-Ausflug mit ihren noch grässlicheren Mitschülern vorbei. Noch ein 
letzter Pausenstopp, dann hat Bobby es hinter sich. So lange wartet sie 
mit Smitty im Bus auf die anderen. Aber die anderen kommen nicht zurück,
 die anderen sind tot! Alice hat es genau gesehen und dreht vollkommen 
durch. Schöne Scheiße. Sie müssen hier weg und zwar schnell! Denn 
plötzlich kommen die Toten auf sie zu und sie sehen verdammt hungrig 
aus. Doch draußen ist es einsam und dunkel, der Schneesturm tobt und die
 Handys funktionieren auch nicht mehr…
Kritik:
Auf meinem eigenen Blog habe ich vor einiger Zeit den 
Kurzfilm “Untot in Deutschland” durch die Mangel genommen. Was ich 
jedoch dabei nicht verraten habe: bei diesem handelte es sich um den 
filmischen Prolog zu dem hier vorliegenden Buch. Ich war relativ 
begeistert vom Film und im nachhinein betrachtet muss ich auch sagen, 
dass mich die Werbeaussagen auf der Rückseite des Buches (“Blutig, 
witzig, schnell – ein echter Pageturner”) anfangs etwas abgeschreckt 
hat, sich letztlich aber als nicht übertrieben heraus gestellt hat.
Zunächst einmal möchte ich sagen, dass 
ich die Unsitte, Bücher aus der Ich-Perspektive und im Präsens zu 
schreiben (offenbar durch die Panem-Romane wieder ganz groß in Mode) 
nicht nachvollziehen kann. Ich mag diesen Stil nicht sonderlich, sondern
 bin da eher Freund der althergebrachten Erzählweise aus der Sicht eines
 unbeteiligten Dritten. Im Falle von “Untot – Lauf, solange du noch 
kannst” wurde leider diese unschöne Methode aufgegriffen. Okay, mit der 
Zeit gewöhnt man sich dran. Dazu trägt vor allem auch McKays Erzählweise
 bei. In diesem Roman wird das Gaspedal eigentlich von Anfang an voll 
durchgetreten, die Autorin hält sich nicht lange damit auf, ihre 
Geschichte langsam aufzubauen, sondern wirft den Leser von Beginn an in 
die sich schnell entwickelnde Apokalypse. Die Spannung bleibt natürlich 
bei dieser rasanten Erzählweise nicht auf der Strecke, sondern baut sich
 dem Erzähltempo angepasst schnell auf – und bleibt auch bis zum 
(bitterbösen, wenn auch vorab zu erahnenden) Ende erhalten. Bedingt 
durch die Konventionen des Zombie-Genres kann man zwar nicht erwarten, 
dass man es hier mit einem Werk zu tun hat, welches das Genre neu 
erfindet, man bewegt sich jedoch auf einem dauerhaft hohen Niveau, wenn 
auch vieles – zumindest für den Kenner – doch etwas vorhersehbar 
erscheint. Dennoch, der Begriff “Pageturner” trifft den Nagel schon 
ziemlich auf den Kopf, denn das Gesamtwerk ist sehr dazu angetan, es 
nicht mehr aus der Hand zu legen, bis man es schließlich durchgelesen 
hat.
Man sollte an dieser Stelle erwähnen, 
dass “Untot” als Jugendbuch konzipiert wurde. Dementsprechend sind auch 
die Protagonisten recht jung – was der Qualität aber keinen Abbruch tut.
 Die Erzählerin Bobby wirft dabei oftmals mit (passend eingesetzten) 
sarkastisch-zynischen Kommentaren um sich, die auch den erwachsenen 
Leser sicherlich immer wieder zum Grinsen bringen werden. Nicht, dass 
aus dem Buch dadurch eine Komödie werden würde, aber die Autorin lockert
 durch diesen Kniff die eigentlich bedrückende Endzeitstimmung, die 
normalerweise unisono mit ihrem Setting einher gehen würde, doch 
beträchtlich auf – vergisst dabei aber nicht, an der einen oder anderen 
Stelle immer mal wieder eine recht blutige Einlage einzustreuen, wie sie
 zu einem Zombie-Roman nun einmal auch dazu gehört (und die des öfteren 
auch wieder für einen markigen One-Liner von Bobby sorgen). Natürlich 
sollte man jetzt keinen ausgemachten Splatter-Schinken erwarten, denn 
wie gesagt: es handelt sich hier um ein Jugendbuch, welches auf die zu 
explizite Gewaltdarstellung hinsichtlich der angepeilten Zielgruppe 
zwangsläufig verzichten muss. Ich denke auch, dass Blut- und 
Gewaltorgien, wie man sie aus vielen Beiträgen zu diesem Thema kennt, 
die gelungene Atmosphäre und den sich wohltuend vom Standard abhebenden 
Stil doch deutlich in seiner Wirkung abgeschwächt hätten. Die Charaktere
 selber bleiben jedoch an mancher Stelle leider etwas blass, so erfährt 
man zwar einiges zu McKays Hauptfigur, die anderen – ebenso wichtigen – 
Teenager werden aber auf die Klischees beschränkt, die man aus 
Zombiegeschichten so kennt (Nerd, Tussi, Anführer), ohne sie dabei aber 
mit einem passablen Hintergrund auszustatten. Schade, hier wäre etwas 
mehr Background zu Smitty, Alice und Pete schon nicht uninteressant 
gewesen.
Fazit:
“Untot – Lauf, solange du noch kannst” 
ist ein sehr gelungener und durch die außergewöhnliche Perspektive 
streckenweise erfrischend anderer Beitrag zum doch recht ausgelutschten 
Zombie-Genre. Die beworbene Pageturner-Qualität ist auf jeden Fall 
gegeben, die gut 350 Seiten waren nach etwa 2 1/2 Tagen Schnee von 
gestern. Und auch wenn es sich hier um ein Jugendbuch handelt, sollte 
auch der erwachsene Genre-Freund ruhig mal einen Blick in den Roman 
riskieren.
Bewertung: 7/10 Punkten
An dieser Stelle noch ein Dank an die Aktion Untot-in-deutschland.de und den Chicken House-Verlag, ohne deren Verlosung ich wahrscheinlich nicht an das Buch “geraten” wäre.
Eine Rezension von http://www.review-corner.de
Eine Rezension von http://www.review-corner.de

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