Feind – Die Schattenherren (2013)
erschienen im Piper-Verlag
Das Rezensionsexemplar wurde freundlicherweise von
fictionfantasy.de zur Verfügung gestellt.
Inhaltszusammenfassung:
Threaton, der Schwertherr des jungen
Helion liegt im Sterben. Der alte Paladin leidet seit Jahren unter einer
vernichtenden Niederlage, die ihm der Magier Modranel, ein Paktierer
mit den Schattenherren, jener dunklen Rasse von Unsterblichen, die die
freie Welt unterjochen wollen, beigebracht hat. Helion beschließt nach
dem Tod des alten Mannes, sein Vermächtnis fortzuführen und selbst ein
Paladin bei den Mondschwertern zu werden. Wider aller Erwartungen
übersteht er die Aufnahmeprüfungen und wird auch umgehend auf seine
erste Mission geschickt. Was er nicht ahnen kann: der bevorstehende
Feldzug wird ihm zum Beschützer Mondranels machen, welcher sich aus
Sühne wieder auf die Seite des Lichts gestellt hat und nun alles daran
setzt, die Schattenherzogin Lisanne zu vernichten.
Kritik:
Die Inhaltszusammenfassung lässt es
schon vermuten: Robert Corvus liefert mit seiner Schattenherren-Reihe
ein Stück High Fantasy ab, welches vom Grundgerüst her wohl den meisten
Genre-Freunden bekannt vorkommen dürfte. Der Klappentext des Buches
spuckt hierzu schon recht große Töne, denn er empfiehlt den Roman
speziell den Fans von George R. R. Martin, dessen “Lied von Eis und
Feuer” mir bis dato aber noch nicht in die Finger gekommen ist.
Wenn solch große Töne gespuckt werden,
ist natürlich auch die Erwartungshaltung eine recht hohe – obwohl man es
ja eigentlich besser wissen müsste. Corvus Auftakt seiner
“Schattenherren”-Reihe ist jedenfalls hoffentlich nicht wirklich auf
eine Stufe mit Martin zu stellen, da ich mich, so traurig das ist,
ansonsten tatsächlich gezwungen sehen würde, sie ungelesen bei eBay
einzustellen. Ich mag eigentlich (High) Fantasy-Romane, genau so wie mir
Dark Fantasy liegt. Mit “Feind” liegt nun eine Art Hybride vor, welcher
sich anschickt, das beste aus beiden Genres zu vermischen – und dabei
leider über weite Strecken versagt. Natürlich, es gelingt dem Autoren
teilweise schon so etwas wie eine düstere und beklemmende Atmosphäre
aufzubauen, besonders die Einstiegssequenz in den Roman hat mir gut
gefallen. Allerdings kommt es danach auch schon zu einem recht groben
Einknicken, denn die folgenden 160 Seiten beschäftigen sich in erster
Linie damit, die einzelnen Charaktere aufzubauen und den Leser in die
Welt der “Schattenherren” eintauchen zu lassen. Was relativ schwierig
ist, denn mitunter zieht sich diese Passage wie Kaugummi. Erst dann
beginnt Corvus, einen echten Spannungsbogen aufzubauen, was auch recht
gut gelingt – mir persönlich kam dieser Einsatz allerdings zu spät, denn
das halbe Buch lag zu diesem Zeitpunkt bereits hinter mir. Generell
muss man leider dazu auch sagen, dass die Geschichte den gänigen
Fantasy-Klischées folgt, ohne viel eigenes beizusteuern. Man hat also
die Grundzutaten Heldengruppe, böse Magier, verräterischer Verräter und
natürlich, unverzichtbar geradezu, eine tragische Liebesgeschichte.
Diese werden vermengt zu etwas, was schon etliche Autoren aufgekocht
haben und viele von ihnen tatsächlich mit einer eigenen Note. Bei Robert
Corvus Output fehlt mir diese leider.
Auch das Charakterdesign entspricht den
angesprochenen Klischées und den gängigen Archetypen. Mutige und
heldenhafte Paladine, grobschlächtige Barbarenhäuptlinge, Priesterinnen
mit Heilkräften und nicht zu vergessen natürlich der mächtige Magier.
Klingt fast ein bisschen nach einer ausgewogenen Runde World Of
Warcraft, nicht wahr? Zumindest kam es mir beim Lesen so vor. Man muss
zwar sagen, dass sich Corvus zumindest in Bezug auf seinen
Hauptcharakter Helion schon sichtlich Mühe gegeben hat, ihn mit einem
nachvollziehbaren Hintergrund auszustaffieren, es gelingt ihm auch über
einen Großteil des Umfangs ihn sympathisch werden zu lassen – das
allerdings negiert er mit einem krassen Charakterumschwung zum Ende hin
wieder. Was nicht einmal so schlimm wäre, wenn der Auslöser dafür nicht
so oberflächlich und dahin geklatscht wirken würde. Die anderen Haupt-
wie auch Nebencharaktere hingegen werden recht nachlässig abgehandelt,
was aber auch daran liegen dürfte, dass man bei einigen von ihnen nicht
sonderlich viel Zeit hat, eine Identifikation aufzubauen, denn der
Figurenverschleiß in “Die Schattenherren” ist schon enorm.
Für mich war das größte Problem in
diesem Roman allerdings weder die widergekäute Geschichte noch die recht
schwachen Charaktere. Das größte Problem lag für mich im Stil des
Autoren selbst. Man möchte sagen, Corvus versucht auch mit seinen Worten
eine lebendige und mittelalterliche Fantasywelt zu beschwören – was
allerdings zumindest in meinem Fall nach hinten losgegangen ist, denn
auf mich wirkte der Stil nicht etwa authentisch sondern viel mehr
aufgesetzt, bemüht und streckenweise auch sehr ermüdend (es passiert mir
selten, dass ich Abends nach gerade einmal 10 Seiten über einem Buch
einschlafe). Es mag durchaus sein, dass manch einer das anders sieht,
mir jedoch wäre ein etwas lockerer Umgang mit Worten deutlich lieber
gewesen, es hatten der Authentizität nicht geschadet, das Buch aber
deutlich zugänglicher gestaltet. Sehr schade, denn ich kenne ein Paar
der Bücher, die unter Corvus’ Pseudonym Bernhard Craw erschienen sind
und die haben mir deutlich besser gefallen.
Fazit:
“Feind – Die Schattenherren” war für
mich eine herbe Enttäuschung. Es wird sich in jeder Hinsicht bei
gängigen und bekannten Klischées bedient, ohne sie jedoch im eigenen
Sinn zumindest etwas umzugestalten. Dazu dann ein in meinen Augen sehr
unzugänglicher Schreibstil und ein vorhersehbares und enttäuschendes
Ende. Große und epische Fantasy sieht anders aus.
Bewertung: 3/10 Punkten